Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Servus Erich,
hier habe ich versucht, zwei komplexe Themen miteinander zu kombinieren, die natürlich aufgrund der beschränkten Länge eines Sonettes nur andeutungsweise beschrieben werden konnten.
Zum einen bezieht es sich auf Sophokles’ Drama „König Ödipus“, zum anderen sollte eine Verknüpfung zu einigen Thesen in „Freuds Psychoanalyse“ hergestellt werden.
Es ist jetzt schon einige Jahre her, daß ich ein paar Semester Psychologie an der Uni absolviert habe, aber einige Dinge sind mir noch im Gedächtnis geblieben.
Ich will hier jetzt auch nicht ausschweifend über dieses Thema dozieren, möchte aber darauf hinweisen, daß der Ödipuskomplex (bei Jungen) und der Penisneid (bei Mädchen) laut Freud doch in einem gewissen Zusammenhang stehen.
Natürlich bin ich mir bewusst, daß diese Thesen in der heutigen Zeit größtenteils als überholt gelten, trotzdem schienen sie mir gut geeignet für diese kleine Satire zu sein, das war eben die grundlegende Idee zu diesem Text.
Aus Zeitgründen möchte ich kurz Wikipedia bemühen:
Zitat:
Zitat von Wikipedia
Der Ödipuskonflikt oder Ödipuskomplex ist ein psychoanalytisches Konzept, dessen Existenz außerhalb der Psychoanalyse umstritten ist. Der Begriff beschreibt nach Sigmund Freud die Gesamtheit der ambivalenten (Liebes- und feindseligen) Wünsche, die das Kind während der phallischen bzw. ödipalen Phase seiner psychosexuellen Entwicklung seinen Eltern gegenüber empfindet.Unbewusst richten sich die sexuellen Wünsche des Kindes auf den Elternteil entgegengesetzten Geschlechts und parallel wird gegenüber dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, den es als Rivalen betrachtet, Eifersucht und Hass empfunden.
...
Nach Freud löst die Entdeckung des anatomischen Geschlechtsunterschieds beim Kleinkind eine Entwicklung aus, die für das Durchlaufen der ödipalen Phase entscheidend ist (siehe auch Ödipuskomplex). Diese Entwicklung ist bei Mädchen und Jungen unterschiedlich, beruht aber auf der Gemeinsamkeit, dass – nach Freud – Kinder beiderlei Geschlechts den Besitz eines Penis als den Normalfall betrachten.
Penisneid beim Mädchen
Beim Mädchen führt die Beobachtung, dass einige Menschen einen Penis besitzen und andere nicht, Freud zufolge zum unbewussten „Penisneid“ und zur Ablehnung der Mutter, dem „kastrierten Mann“. Das Mädchen will nicht werden wie die kastrierte Mutter, da es die Mutter selbst dafür verantwortlich macht, keinen Penis zu haben und an ihrer Kastration Schuld zu tragen. Durch die Zuwendung des Mädchens zum Vater gerät es in die ödipale Situation, in der es den Penis des Vaters begehrt und letztlich, so zumindest Freud, unbewusst ein Kind von ihm empfangen möchte, weil es das Kind mit einem Penis gleichsetzt.
Kastrationsangst beim Jungen
Für den kleinen Jungen hat die Entdeckung des Geschlechtsunterschieds eine andere Bedeutung. Wenn er sieht, dass manche Menschen keinen Penis haben, andere sowie er selbst aber einen besitzen, so nimmt er an, der Penis sei bei manchen durch Kastration verloren gegangen. Aus diesem Grund sieht er sich selbst unbewusst ebenfalls vom möglichen Verlust des Penis bedroht. Diese Angst ist die Kastrationsangst. Insbesondere im Kontext der ödipalen Situation kann diese Kastrationsangst durchaus positive Folgen für die Entwicklung des Kindes haben, wenn sie dazu führt, dass der Junge den unbewussten inzestuösen Wunsch nach seiner Mutter aufgibt, weil er befürchtet, dass der Vater, dem er physisch noch nicht gewachsen ist, ihn zur Strafe für sein Begehren kastrieren könnte.
Dadurch wird das Kind gedrängt, sein Begehren in der außerfamiliären Welt zu erfüllen (mit anderen Frauen), wodurch eine notwendige Orientierung des Kindes zur Gesellschaft erst möglich wird. Normalerweise gelingt es dem Jungen, dieser Situation eine positive Wendung zu geben, indem er sich mit dem Vater identifiziert. Er wünscht nun nicht mehr, den Vater zu ermorden und ihm die Mutter wegzunehmen, sondern er wünscht sich vielmehr, wie der Vater zu sein und seine Macht zu besitzen.
Die symbolische Repräsentation dieser Macht des Vaters und seines „Besitzens“ der Mutter ist der Phallus, der symbolische Penis. Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife gewinnt das Kind einen eigenen Phallus, ein eigenes 'Geschlechtswerkzeug', womit es die vorher (im Idealfall) bereits emotional erfolgte Loslösung aus der ödipalen Situation und letztlich aus dem Elternhaus nun auch physisch vollziehen kann.
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Wie du siehst, ist der Penisneid an dieser Stelle keineswegs dem Reim geschuldet, dann schon eher die „Offenheit“ der Psychoanalyse, denn die letzten beiden Zeilen des Sonetts standen von vorne herein fest und ich musste darauf hinarbeiten.
Wie hier (bei Wiki) beschrieben, sind diese Thesen außerhalb der Psychoanalyse äußerst umstritten und gelten, wie oben schon erwähnt als überholt, nichtsdestotrotz hielt ich sie geeignet für dieses Thema, weshalb ich ja auch im Titel den Zusatz „(nach Freud)“ verwendete.
Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema und für „das anfänglich schillernde Werk“…
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald
PS: Bist du sicher, daß der Penisneid nicht doch das Problem so mancher öden Pussi ist? 
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)
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