Servus Erich,
ein sehr solides Sonett ist das geworden.
Ich habe deine Antwort an Chavi gelesen und da mir die Vorgeschichte unbekannt ist, muss ich mich an den Text selbst halten.
Wer sind wir, dass wir so geworden sind?
Dass wir in Streit und ewig Widerstreiten
einander Schande nur und Weh bereiten,
am Ungereiften reifend wie ein Kind?
Tja, das ist die Frage.
Der Mensch ist letztlich immer die Summe aller seiner Erfahrungen und seiner vorhandenen Fähigkeiten, diese umzusetzen.
Wer kann schon eine Antwort darauf geben, wer kennt das Leben eines anderen so gut, daß er dies beurteilen kann?
Aber ich denke, Streit und Widerstreit gehören dazu, denn nur so ist es möglich, sich zu entwickeln.
In die eine oder in die andere Richtung.
Jeder hat die Wahl.
Wir stolpern durch die Zimmerflucht der Zeiten.
Für jeden Raum, der um uns neu beginnt,
zerfällt ein anderer, sein Bild zerrinnt,
wo wir vergesslich über Trümmer schreiten.
Diese Strophe hat mir ebenfalls sehr imponiert, denn dort liegt eine tiefe philosophische Wahrheit verborgen.
Zeit und Raum sind untrennbar miteinander verbunden und so wie die Zeit vergeht, erschafft sich auch der Raum immer wieder aufs Neue, denn die Dnge unterliegen ständigen Veränderungen, an die sich der Raum anpassen muss.
Und somit stellt eigentlich jede Zeiteinheit, wenn man das einmal so sagen darf, einen veränderten Raum vor, denn die Gegenwart ist gleich schon Vergangenheit und es bleiben tatsächlich nur Fragmente über, die nach und nach in Vergessenheit versinken.
Die Augenfenster sind uns eingeschlagen,
die Werte welk, die uns ins Morgen tragen,
wenn wir die Häupter voneinander wenden.
Was kann man dagegen tun?
Wenn einem aus der eigenen Sicht heraus "Unwahrheiten" begegnen, sollte man diesen auch entgegentreten, wenn man davon überzeugt ist, das Richtige zu tun. Ob das immer weise ist, stellt eine andere Frage dar, doch wenn du etwas zu sagen hast und zudem die Fähigkeit dazu besitzt, es auszusprechen, dann solltest du das auch nutzen.
Natürlich sind Morgen diese Werte nichts mehr wert, aber unser Heute ist, so glaube ich, etwas weiter definiert und nur wer im Heute etwas verändert, kann zum Morgen beitragen.
Aber die Häupter darf man selbstverständlich nicht voneinander wenden, das ist der Tod einer jeden Kommunikation.
Sehr schön hier das Bild der zerbrochenen Augenfenster, tolle Idee.
So vieles bliebe, doch nichts bleibt zu sagen,
wo wir Zerbrochene ins Leben ragen,
als eines nur: Auch dieser Schmerz wird enden.
Ja, manchmal ist es schmerzhaft zu erfahren, wie es sich anfühlt, aneinander zu zerbrechen.
Doch die Zeit heilt alle Wunden, nicht wahr?
Und die, die nicht verheilt sind, nimmt dann eines Tages doch noch der Gevatter mit.
Und was bleibt da noch zu sagen?
Außer vielleicht:
Das ist ein sehr schönes Sonett, welches ich gerne gelesen und kommentiert habe...
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald