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Alt 15.12.2012, 14:03   #7
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asphaltwaldwesen
 
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Lieber Falderwald,

herzlichen Dank für deinen schön zu lesenden Ergänzungskommentar.


Hallo, Antigone!

Danke auch dir für deine wichtigen Ausführungen zum Thema allgemein. In vielem davon gehe ich mit dir konform. Du hast allerdings in mein Gedicht etwas hineingelesen (oder liest man etwas aus Gedichten heraus - oder gar beides zugleich? Ich bin mir da nie ganz sicher), das da nicht steht - nämlich:
Zitat:
Zitat von Antigone Beitrag anzeigen
.... ihre Verächtlichmachung, ihre angebliche Existenz als Nicht-Lyrik.
Verächtlich wird hier gar nichts gemacht und auch nicht als Nicht-Lyrik bezeichnet.
Ich tue meine sehr persönliche Empfindung kund zu jener Sorte politischer Dichtung, in der der Dichter sich einer eigenen deutlichen Meinungsäußerung zu den von ihm bedichteten Sachverhalten völlig enthält. In der der Dichter eben nur "wiedergibt" - natürlich "Ausgewähltes" - was - klar - höchst politisch ist. Er als Person aber ist nicht "enthalten" - er "versteckt" sich für mein Gefühl gradezu. Und das irritiert mich. Mehr nicht. Aber eben auch nicht weniger.

Zitat:
Zitat von Antigone Beitrag anzeigen
Deiner Ansicht nach gehört also Politik nicht zum Leben, und Dichtung soll deiner Ansicht nach nur Persönliches zum Thema haben....
sollte hiermit durch meine obige Ausführung als Fehleinschätzung meiner Ansicht/Person/Intention durch dich klargestellt sein und muss daher nicht mehr weiter ausgeführt werden.

Zitat:
Zitat von Antigone Beitrag anzeigen
...dass jede Dichtung immer auch politisch ist, auch dann, wenn sie sich nicht zur Politik äußert und scheinbar ganz im Persönlichen bleibt....
Absolut richtig.

Zitat:
Zitat von Antigone Beitrag anzeigen
...
Das Ethos des Schriftstellers, will er ernst genommen werden, verlangt geradezu, zu seiner Zeit Stellung zu nehmen, denn auch er ist ein von der Politik betroffener Zeitgenosse, er nimmt genauso Anteil am gesellschaftlichen Leben wie jeder Mensch.
Genau diese Stellungnahme vermisse ich in wirklich vielen der deutlich "politisch" motivierten Dichtungen oftmals. Etwas herauszufiltern und anzuprangern - vielleicht sogar mit Leidenschaft - das würde ich mir wünschen. In ihrer Intention als solche erkennbare politische Dichtung, die sich gebärdet wie Journalismus - nämlich unter diesem Deckmantel der neutralen Sachlichkeit oder Berichterstattung, vielleicht doch hier und da versetzt mit Polemik (die für mich dann grade in der Mischung mit der Sachlichkeit eines nüchternen Tonfalls oft auch wie "reingerutscht" rüberkommt) kann meiner ganz persönlichen Empfindung nach dann nicht viel mehr als eben Journalismus. Und der hat mit Lyrik nicht viel zu tun - aus ganz bestimmten Gründen.

Und ich weiß genau, wo meine Grenzen liegen - was ein Grund dafür ist, dass ich selbst mich auf dieses Terrain sicher nicht begeben werde. Da bin ich lieber "unabsichtlich politisch", weil man eben gar nicht unpolitisch sein kann - so, wie du ja auch so treffend ausgeführt hast.

Mein Gedicht wertet nichts - und schon gar nicht generell - ab. Es ist meine ganz persönliche (und ja - wie gesagt - auch politische!) Stellungnahme und Frage, die nach den Menschen hinter den Politikern/politisch Aktiven verlangt oder sucht. Die greifbaren Menschen "fehlen" - auch in der Politik allgemein - mir schon viel zu lange. Persönlichkeit (vor allem im Sinne von Charakter incl. solcher Dinge wie Zivilcourage u.ä.)) halte ich nämlich für die vordringlichste Grundausstattung, um ein guter Politiker im besten Sinne zu sein. Da nutzt auch die fundierteste "restliche Ausstattung", die zu diesem Amt nötig ist, nicht, deren Fehlen auszugleichen. So sehe ich es zumindest. (Und ein wenig davon ist auch erforderlich für politische Dichtung, die "mehr" können soll als Journalismus zu sein).

Leute, die ein "Amt bekleiden", sollten mehr sein als bloße "Hülle" für einen äußeren Anschein. Und ich gehe mal davon aus, dass du mir da sicherlich zustimmen magst.

Mein Gedicht ist kein Rundumschlag und auch nicht "allgemeiner Natur". Es wünscht sich mehr Brechts, Heines und Frieds, wenn man genau hinsieht. Mir scheint, das ist dir - ich weiß nicht, warum - entgangen. Zumindest sagt mir das dein ausführlicher Kommentar, wie ich ihn wahrnehme. Vermutlich auch hier - wie immer und überall - alles eine Frage des Blickwinkels.


LG,

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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (15.12.2012 um 14:31 Uhr)
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