Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 24.12.2012, 20:30   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
Standard

Hallo Suzette,

ich vermute, du versuchst mit diesem Gedicht weihnachtliche Impressionen und Gefühle auszudrücken, die ein Mensch in dieser feierlichen Stimmung erfahren kann.
Deshalb steht es auch in dieser Rubrik und nicht in der "Spirituellen", könnte ich mir vorstellen.

Verlass
das Welten-Neonlicht
und du erkennst
sein wahres
Gesicht


Ein starker Einstieg ist diese erste Strophe. Wenn man es schafft, sich von der materiellen Geschäftigkeit und dem ganzen Glamour, der um diese Tage gemacht wird, zu befreien, dann sieht das von außen betrachtet sicherlich ganz anders aus.

Anmerkung: Du hältst das ganze Gedicht einen fehlerfreien jambischen Rhythmus durch, nur hier hat sich in der vorletzten Zeile eine kleine Unebenheit eingeschlichen: "Und du erkennst sein wahres Gesicht" = xXxXxXxxX.
Du könntest es umgehen, wenn du schriebst: "Und du erkennst sein Angesicht" = xXxXxXxX.
Es würde m. E. auch die Aussage nicht verändern.

Such
deiner Seele Heim
im echten
Goldesschein


Diese Strophe ist m. E. der Schwachpunkt des Gedichtes.
Ich störe mich ein wenig am Begriff "Seele", denn damit wird immer eine metaphysische Frage verbunden, nämlich die nach der unsterblichen Seele.
Da wir eine solche nicht ohne Weiteres voraussetzen können, wäre mir ein weltlicherer Begriff lieber gewesen.
Aber das ist meine persönliche Weltsicht, sie muss ja nicht für jeden Gültigkeit besitzen. Es sollte nur ein Hinweis sein.
(Vielleicht "Sinne"?)

Reich
durch das Schwarz
mir deine Hand
so findest du das
Lichterland


Diese Strophe hingegen erscheint wieder in einem starken Gewand.
Wenn ich sie einmal nicht religiös deute, dann sehe ich hier das Bild der Liebe und Zuneigung. Nur wo diese ist, herrscht auch das Licht. Die Liebe selbst ist immer ein Licht in der Dunkelheit der materiellen Welt, wobei wir wieder einen Bezug zur ersten Strophe finden.

Ergreif
die Freude - sie befreit
vom Todesschmerz
der Zeit
Doch wie?

Verlass …


Ja, wenn sich die Freude ergibt, sollte man sie ergreifen, denn sie ist die beste Ablenkung vom Unweigerlichen, was auf uns alle einmal zukommen wird.

Und da hilft es sicherlich, sich ab und an, wenn sich die Gelegenheit bietet, aus der materiellen Welt in die Welt der Sinne und Sinnlichkeiten zu entfliehen, wobei wir wieder bei der ersten Strophe ansetzen können.

Eine kleine unendliche Geschichte, sozusagen.

Trotz meiner Anmerkungen ein schönes Gedicht.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten