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Alt 06.01.2013, 21:26   #9
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 24.04.2011
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Hallo fee,

vielen Dank für die ausführliche Antwort, die ich gut nachvollziehen kann. Ich stimme dir auch in allem, was du über graphische Gestaltungsmöglichkeiten sagst zu, wenn du z.B. sagst "ein lyrisches Textgebilde eben mehr als nur der Inhalt, der in Sprache transportiert wird" und "Ein Gedicht ist für mich immer auch Bildnis". Aber ich möchte hinzufügen, das Lyrik (meiner Meinung) primär sprachlich ist, also etwas Hörbares (selbst wenn man es nur mit dem "inneren Ohr" anhört). Das Schriftbild hat deshalb auch die Funktion der Notenschrift in der Musik, welche angibt, wie die Komposition / das Gedicht klingen soll. Und dafür sind natürlich Satzzeichen hilfreich und bisweilen sogar wichtig. Leider ist die Sache dadurch kompliziert, dass die Satzzeichen nicht reine Sprachzeichen sind, sondern auch grammatische Einheiten markieren. Auch Zeilenenden kann man (wenn man sie konsequent als "unhörbare Pausen" spricht, wie das früher korrekt gemacht wurde, und auch heute noch erstaunlich gut funktioniert) für diesen Zweck verwenden.

Die graphische Gestaltung darf meiner Meinung nach dieser primären Aufgabe der Hörbarmachung nicht widersprechen, bzw. sie nicht stören, nicht "optisch vernuscheln". Ich finde z.B. die graphischen Gestaltungen im Arabischen wunderbar. Aber es sind Bilder, die das Gesprochen als schon gut bekannt (insbesondere die Korantexte) voraussetzten. Ich weiß nicht, ob es im chinesischen und japanischen anders ist, weil hier die Sprache mit den Schrift-"Bildern" viel enger verbunden ist, als bei uns Alphabetisierten.

Auf alle Fälle ist es wohl falsch ein Dogma daraus zu machen. Großschreibung muss sein, oder nur klein und ohne Satzzeichen. Bei deinem Gedicht passt es sehr gut. Während ich es z.B. noch nie geschafft habe, ein halbwegs komplexes Sonett in dieser Schreibweise durchzuhalten.

Die Bedeutung des Graphischen ist wichtig, da hast du Recht, wie schön ist es z.B. ein Buch zu lesen, welches noch nach dem goldenen Schnitt freigestellt wurde.

Das ist zwar ein Seitenthema, aber Danke für deine Anmerkungen.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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