Thema: Silbertränen
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Alt 30.01.2013, 14:48   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Suzette,

wie ich schon öfter schrieb, bin ich eigentlich mehr ein Anhänger der gereimten und gebundenen Lyrik.
Als sogenannten "freie Lyrik" finde ich diesen Text aber gar nicht übel, denn eine übermäßge Überladung mit Adjektiven und Adverbien kann ich - im Gegensatz zu Walther - hier eigentlich gar nicht feststellen.

Eigenschafts- und Umstandswörter gehören nun einmal zu unserer Sprache und besitzen die Aufgabe, allgemeine Begriffe näher zu definieren, um ihnen damit einen speziellen Charakter zu verleihen.
Ohne diese Wortarten geht m. E. überhaupt nichts und ich störe mich eigentlich nur daran, wenn sie eindeutig und ausschließlich als "Lückenbüßer" verwendet werden.

Und das geschieht (als Fehler) in einem metrischen Text m. M. n. häufiger, als in einem freien, da bei letzterem keine Silbenzahl eingehalten werden muss.

Hier transportieren diese Worte für sich alleine bereits eine kleine Geschichte: müde, ergeben, traurig, schuldig, schweigend, (müde)
Da schließt sich sogar der Kreis wieder.

Bei einem freien Text kommt es verstärkt auf die verwendeten Metaphern an und da finde ich hier doch einige recht interessante, die dem Gedicht eine melancholische Atmosphäre verleihen. (Beispiel: "Regenbogen" = Hoffnung, "Musik" als Begleiter und Trost in einsamen Stunden usw...)

Auf jeden Fall kann ich das Geschehen nachvollziehen und es stimmt schon traurig, es erweckt sogar Mitleid mit der Protagonistin.

Einen Vorschlag aber möchte ich noch anregend loswerden:

Hier findet sich schon die "Abendapathie", weshalb das "Abendnichts", obwohl ebenfalls eine gut gewählte Metapher, eigentlich "doppelt gemoppelt" ist. Du könntest z. B. statdessen schreiben: "...ins traurige Nichts der Nacht". Das würde nicht allzuviel verändern, aber noch verstärken, denn auf den Abend folgt ja die Nacht.

Und eine Frage habe ich noch zum besseren Verständnis:

Der ganze Text erzählt von einer "sie".
Warum erfolgt in der dritten Strophe dann eine direkte Anrede mit "deiner"?

Das kann ich jetzt nicht so ganz nachvollziehen.

Traurige, aber trotzdem schöne Silbertränen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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