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Alt 20.05.2013, 13:05   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus larin,

das war meine Absicht, diese Traumfigur noch einmal zu (er)fassen und zu Papier zu bringen.

Mit Freud habe ich allerdings so meine Probleme, denn viele seiner Thesen sind durch reine Selbstbeobachtung entstanden und ob dies verallgemeinerbar ist, wage ich zu bezweifeln.

Zudem ist seine Arbeit eindeutig von Feuerbach, Schopenhauer und vor allem Nietzsche beeinflusst, wobei letzterer schon viele seiner Einsichten intuitiv vorweg genommen hatte.
Ohne die Genannten wäre die Psychoanalyse niemals in dieser Form zustande gekommen.

Ob wir im Unbewussten tatsächlich mehr "Wissende Ahnung" und Kontakt zu den Erscheinungen der Welt besitzen, erscheint mir auch mehr als fraglich.

Ich glaube eher, dass wir im Bewusstsein mehr an den Realitäten festhalten und uns so quasi "verkrampfen" für manche Dinge, die durchaus z. B. als Erinnerungen in unserem Unterbewusstsein noch vorhanden sind.

Im Schlaf "entkrampfen" wir uns und verlieren sozusagen dabei die Kontrolle über die bewusste Steuerung. Wünsche, Hoffnungen, aber auch Ängste und Gefahren können nach "oben" dringen und sich relativ frei als gefühlte Erlebnisse entfalten.

Nach Sigmund Freud wäre dabei das "Über-Ich" ausgeschaltet und an seiner Stelle übernimmt das "Es" seine Rolle, um bestimmte Dinge ins Bewusstsein, also das "Ich" zu übermitteln.

Aber all diese psychoanalytischen Ansätze sind mir ehrlich gesagt zu schablonenhaft, denn sie stecken alle Menschen in eine Uniform, Individualität und Wille gehen dabei verloren.

Zudem sind viele Aussagen der Psychoanalyse empirisch überhaupt nicht überprüfbar, alle dahingehenden Versuche sind gescheitert.
Des Weiteren wurde die Psychoanalyse seit Freud in vielfältige Richtungen weiterentwickelt und ist in ihrer aktuellen Ausrichtung nur in wenigen Punkten mit den ursprünglichen Freudschen Auffassungen übereinstimmend.

Außerdem bestreite ich entschieden Freuds Behauptungen, dass alle Träume immer auf infantilen Wünschen beruhen und meistens sexuell motiviert seien.

Selbst der von dir zitierte Carl Gustav Jung, einst Schüler von Freud, hat sich von seinem Lehrer abgewandt und seine eigene Psychoanalyse begründet.

Wahrscheinlich träumen wir mehr, als in unserem Bewusstsein davon übrig bleibt.
Für mich ist das ein Erleben auf rein geistiger Basis. Dinge, mit denen wir uns insgeheim beschäftigen, die uns belasten oder in anderer Form tangieren, werden so verarbeitet und erwachen scheinbar zum Leben.

Träume sind der Stoff für unsere Fantasien, ohne Träume gäbe es wahrscheinlich keine Vorstellungskraft und unsere Welt wäre um einiges ärmer (auch wenn man auf einige Träume durchaus verzichten könnte).

Aber eines ist wahr, mich hat es auch sehr berührt, noch einmal den Zugang zu "ihm" zu finden, ich hatte "ihn" für kurze Zeit noch einmal wiedergefunden und bei mir...


Vielen Dank für deine Gedanken und deinen Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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