Thema: Regenwochen
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Alt 21.05.2013, 22:38   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ich gebe Ginton insoweit Recht, dass eine Abweichung statthaft ist, wenn die potentielle Weiterführung oder harmonische Neuregelung der flüssigen Sprachmelodie klar ersichtlich ist.
"Stolperer" entstehen dadurch, dass für den Leser indifferent erscheint, wie er die Melodie weiterführen kann, ohne aus dem Rhythmus zu geraten, oder dass er nicht rechtzeitig erkennen kann, wie er den Sprachfluss umlenken oder neu kallibrieren soll, um der Intention des Autors zu folgen.
Beginnt eine Zeile mit unklarem oder irreführend deutbarem Betonungsschema, ist die Stolperstelle vorprogrammiert, und man muss nochmals ansetzen.

Solche mehrdeutigen Stellen/Zeileneinstiege sollte man vermeiden. In diesem Fall bin selbst mit mir uneins: Weiß man es erst mal, erscheint es klar und nachvollziehbar. Weiß man es nicht, stolpert man an besagter Stelle fast zwangsläufig erst einmal! Deshalb wollte ginton mir ja ursprünglich beipflichten (Ach, wie musste er sich überwinden! - Zwinker) - bevor er wie ich deine Erklärung bekam.

Genau das meinte ich ursprünglich: Der Eingeweihte kennt die Stelle und fragt sich, was da unklar sein soll, aber der, für den das Werk ganz neu und unbekannt ist - der verliert dort erst mal den Takt. Ich persönlich mag solche Stellen nicht, weder in der eigenen Lyrik noch beim Lesen anderer, deshalb mein diesbezüglicher Vorstoß. Wenn es dich nicht stört, dass jeder die Stelle ein 2. Mal (oder sogar mehrmals) lesen muss, um sie betonungstechnisch richtig einzuordnen, dann ist ja alles okay.
Deine Entscheidung!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (23.05.2013 um 20:14 Uhr)
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