Hi, Chavi!
Dass du solchen Wert auf die politische Aussage legtest, war mir nicht klar. Meine Erfahrung allerdings ist, dass sich Leser von emotional mitreißenden Bildern und Beispielen viel eher beeinflussen lassen als von politischen Argumenten. Die sollte man Politikern für ihre Reden überlassen - in der Lyrik kommt das nicht so dolle, ist überdies oft recht kurzlebig und wirkt stets irgendwas zwischen überproportional parteilich bemüht oder verkitscht pathetisch, einseitig und verallgemeinernd, belehrend und schulmeisternd. Man fühlt sich als Leser eher bevormundet oder gegängelt - bei schlichter Beschreibung kann er diesen Vorwurf kaum geltend machen, weil jeder deine Exempel selbst auslegen kann. Sobald du aber "politisch" konkret wirst, machst du dich - und deine Aussage - auch politisch argumentativ angreifbar, weil das, was du so vehement vertrittst, nicht mehr im lyrischen Sinne "größer als du" ist. Durch exakt umrissene und gar anklagende Aussagen der eigenen Person holst du das "höhere Gut" unumstößlicher Moral auf das niedere Parkett diskutabler Querelen, erniedrigst es zu einen bloßen Druckmittel in einem parteilichen Schlagabtausch, dessen Wirkung zudem extrem inflationär ist!
Eine bloße andere Meinung und Ansicht stellt dich und dein Argument dann schon in Frage. Bleibst du als Poet aber dem "höheren Ganzen" verpflichtet, das du ohne Wertung und Zeigefinger zu Gehör bringst, bleiben du und dein Gesagtes unantastbar, da du niemanden speziell angreifst. Die Botschaft bleibt die gleiche und wird gern gehört, weil sie niemandem unmittelbar auf die Zehen steigt. Dennoch kann ein schönes Wort am rechten Ort mehr bewirken als zeternde Anklage und Schuldzuweisung - aber wie gesagt, das ist bloß
meine persönliche Erfahrung und Ansicht...


LG, eKy