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Alt 09.07.2013, 20:28   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

um diesen Text habe ich mich lange herum gedrückt.

Die sogenannte "Platen-Affäre" zwischen Heinrich Heine und August von Platen ist mir bekannt und ich fühle mich außerstande, hier für einen der beiden Partei zu ergreifen.

Es war wohl eine der heftigsten Auseinandersetzungen aus deutschen Literaturgeschichte und beide haben sich nichts geschenkt.

So viel ich weiß, hatte Platen eine Kritik Heines, in der jener die "Orient-Dichter" (also jene, die oft orientalische Themen verarbeiteten) verspottet (in den Reisebildern?), auf sich bezogen und dies Heine verübelt.

Darauf schuf Platen die Figur "Nimmermann" (wohl auch eine Anspielung auf Heines Freund Immermann) und attackierte Heine in Bezug auf seine jüdische Herkunft unter Bedienung antisemitischer Klischees.

Heine revanchierte sich, indem er Platens Homosexualität offenlegte und diese verpottete.

Damit war Platen natürlich in der damaligen Gesellschaft geliefert.
Heine hat das aber auch geschadet, aufgrunddessen scheiterte seine Bewerbung um eine Professur in München und es spielte eine Rolle für seine Entscheidung nach Paris zu gehen.

Beide haben sich nach unserem heutigen Rechtsempfinden gegen unser Grundgesetz schuldig gemacht, wobei heute noch dazu kommt, dass Homosexualität zum anerkannten Bild in unserer Gesellschaft geworden ist, der Antisemitismus hingegen als moralisch sehr bedenklich eingestuft wird.

Was hätten wir damals an Heines Stelle getan?

Das ist die menschliche Hybris.

Ich wollte das nur einmal erläutern, denn in diesem Sonett kommt Heine sehr schlecht weg, weil er nur als Ursache benannt wird.
Das stimmt zwar insofern, aber das Unglück Platens ist zumindest zum Teil selbstverschuldet.

Die Folgen für Graf August von Platen hast du in deinem Sonett aber einfühlsam beschrieben.
Das sind sehr lyrische Zeilen, ein in diesem Sinne schönes Sonett, bei dem ich mir ganz sicher bin, es hätte Platen gefallen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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