Hi, Chavi!
Deine (absichtlichen

) Auftakte habe ich unberührt gelassen, aber ich erlaubte mir, in deinem Zitat den fehlenden Heber einer Zeile (S3Z3) zu korrigieren.
Die unterstrichenen weiblichen Kadenzen in S2 sind ein stilistischer Vorschlag, der die Sprachmelodie weicher machen würde.
In ebendieser S2 habe ich auch einen Fehler gefunden: Du schriebst "
jeder von uns...", da hättest du aber in den Folgezeilen Einzahl nehmen müssen (dachte, hielt), weil das nötige "wir" nicht erwähnt wird und alle Verben sich so auf "jeder" rückbeziehen.
Mein Vorschlag erspart Änderungen in den Folgezeilen.
Die letzte Zeile von S2 ist so auch nicht korrekt: es fehlt das "über".
Der Reim "Zorn/neugeborn" ist nicht schön. Einerseits hat Zorn ein kurzes, flaches "o", geborn ein langes, tiefes, andererseits wirkt die Verkürzung des letzteren eher unlyrisch.
Zitat:
Zitat von Chavali
gestern noch erkannten wir uns nicht
waren fremde unter fremden sternen
trafen uns im trüben morgenlicht
blasser schienen uns die gaslaternen
beide sahen wir den andern nicht
dachten an die längst verlornen zeiten
hielten im geheimen zorngericht
in der wintertage bitterkeiten
dann wich doch von uns noch dieser nebel
im morgenglanz erwachten du und ich
verbargen wortlos staunend unsre säbel
und lächelnd blickten wir ins sonnenlicht
gestern noch nur böses wort und streit
umhüllt von tiefer trauer schmach und wut
heute ist das alles schon so weit
und unsre herzen sind von herzen gut.
die verschiedenen auftakte sind absicht 
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Die "moderne" Form begeistert mich nicht, wie du weißt, dennoch ist es ein sehr inniges, schönes Gedicht.
LG, eKy