Was Worte wollen
Was Worte wollen
Es kommt, was aus dem Innern spricht,
An einem Tag hinaus ans Licht.
Man kann es nicht im Dunkeln halten,
Denn jedes Wort will doch gestalten.
Will sagen, was zu sagen ist.
Es findet immer eine List,
Um aus den Tiefen aufzusteigen
Und sich der Wirklichkeit zu zeigen.
Man muss es formen, manchmal färben:
Der falsche Ton kann es verderben.
Den Augenblick muss man erspüren,
Damit die Worte auch berühren
Und nicht erzürnen und verbittern.
Denn Worte gleichen ja den Zwittern:
Sie können schmeicheln und umgarnen,
Sie können raten oder warnen.
Doch Worte wirken wie die Waffen:
Sie können morden, strafen, raffen,
Was andern ist, und viel zerstören;
Sie können streicheln und betören.
Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und zu sonst nichts nützen:
Er kann so sanfte Seelen schützen.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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