Hi, Faldi!
Klar, das Sonett ist ein Lamento über verpasste Chancen, wie es im Buche steht, das will ich gar nicht abstreiten!
Es entstand als eine Art Seelenhygiene, ich schrieb mir so den eigenen Frust von der Seele bezüglich manch mittlerweile wohl ewig unerfüllt bleibender Sehnsüchte und Ziele. Kognitiv weiß man natürlich vorn im präfrontalen Cortex, was du in deinem Kommi zum Ausdruck brachtest, aber unten beim Stammhirn mit seinen Ängsten und Begierden kommt davon leider oft recht wenig an...

- daher dieses Gedicht!
Das Lyrich ist eine Person - nicht identisch mit mir, aber in Zügen wohl ähnlich - die sich scheinbar über gesellschaftliche Bedeutung definieren möchte, etwas "erreichen" will, das sie überdauert. Aber niedere Gelüste und Begierden, Trägheit, Faulheit und Ziellosigkeit haben dies wohl verhindert. Nun fragt diese Person sich in fortgeschrittenem Alter, ob das wirklich schon alles gewesen sein kann - ein so bedeutungsloses, nichtssagendes Dasein, wie sie es möglicherweise herausgefordert und verdient hat...
Dieses Lyrich ist erst auf dem Wege zu der Erkenntnis, dass innere Reife und Abgeklärtheit auch erstrebenswerte Tugenden sein können, derer es sich zwar bereits befleißigt - sonst stellte es sich diese Fragen erst gar nicht, hielte nicht Rück- und Einschau - deren Wert für das eigene Selbst es aber noch nicht zu erkennen scheint, weil es noch der alten "Programmierung" verhaftet ist: Ruhm, Glanz, Reichtum, Macht als Perimeter eines "bedeutenden Daseins", ganz im Äußeren verankert, in dem, was andere von ihm glauben mögen, nicht darin, was es selbst über sich wissen sollte.
Vielen Dank für deine Gedanken!
LG, eKy