Hi, Walther!
ein schönes Sonett, sprachlich gediegen. In dichten Bildern erörterst du die Thematik folgerichtig und lyrisch prägnant. Nur wenige Stellen erlaube ich mir zu besprechen:
Die Phrasierung der ersten Zeile empfinde ich als ein wenig seltsam, mit dem "hindurch" obendrauf. Das könnte man lyrischer schreiben, zB.
"Ein Bruch geht durch die blasse Zeit, der Tag", oder noch flüssiger mit direkter Überleitung nach Z2:
"
Ein Bruch geht durch die Zeit, und jeder Tag"
Dass ein Sonett nur weibliche Kadenzen haben sollte, will ich nicht totreiten - diese engen Regeln liegen ohnehin seit langem schon im Sterben.

Etwas störend für das Klangbild wirkt hier m.E. nur, dass die Kadenzen in den Quartetten wechseln: mwwm - wmmw
Interessant, dass die Kadenzen in den Mittelzeilen des 2. Quartetts nur deshalb männlich sind, weil die Reimworte verkürzt wurden, übrigens ganz überflüssigerweise (stehn-flehn). Wolltest du hier einen Ausgleich für die männlichen Kadenzen des 1. Quartetts schaffen?
Der Reim "Tat-hat" in den Mittelzeilen der Terzette ist m.E. unrein, da "Tat" ein langes, betontes "a" hat, das "hat" hingegen ein kurzes, unbetontes.
S1Z3 ist um einen Heber zu lang (6). Alternative:
"
Zerstörung herrscht. Gewesenes muss fassen:" (oder so ähnlich...)
Gern gelesen!
LG, eKy