Thema: Lenzenwahn
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 25.04.2014, 17:55   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard

Liebe Dana,

Lenzenwahn oder Aprilwahn, das ist hier die Frage, auch wenn die Betrachtung der Jahreszeit ja schon etwas früher stattfand.

Zur Zeit macht letzterer ja wieder was er will. Es ist manchmal schon ziemlich warm, nachts friert es zum Teil noch, am Tag wechseln sich Sonne und Wolken ab. Es bleibt trocken oder es regnet, Gewitter kommen und gehen und ab und zu fällt sogar ein Hagelschauer, wie jüngst geschehen. Auch der Wind lässt sich in diesem Spiel nicht lumpen. Von Flaute, laues Lüftchen, ordentliche Böe über die steife Brise bis hin zum wütenden Sturm gibt er die ganze Bandbreite seiner Kunst zum Besten.

Der Löwenzahn aber ist ein Phänomen. Zwar kommt er nicht als erster Frühlingsbote, doch wenn er einmal Luft geschnuppert hat, ist er nicht mehr zu halten und widersteht allen Versuchen, ihn doch noch in die Schranken zu weisen und dann sprießt er aus allen Löchern und sofern solche nicht vorhanden sind, dann schafft er sich welche und sprengt sich selbst durch Risse im Asphalt.

Nun gut, wie schon erwähnt sind wir ja noch in einer früheren Jahreszeit, wo alles erst erwacht, der Winter noch mit klammen Fingern im Hintergrund eifersüchtig auf seine Herrschaft beruht, die Untertanen aber schon anfangen zu murren und zu singen, denn sie wollen ins Dasein zurückkehren, um es mit allen Sinnen zu empfangen.

Und an solch harten Zeitgenossen wie dem Löwenzahn muss der alte Regent erkennen, dass die Zeit seiner starren Herrschaft sich mal mal wieder unweigerlich dem Ende zuneigt.

Dieses Geschehen hast du mit diesem kurzen Gedicht jedenfalls sehr schön beschrieben.

Der Kritik meiner Vorschreiber/Innen bezüglich der ersten Strope kann ich mich anschließen, auch wenn ich verstehe, was du damit ausdrücken willst.

Ich hätte da auch einen marginalen Vorschlag, der direkt in den Text einsteigen ließe, ohne eine zusätzliche Einleitung, so dass der Charakter erhalten bliebe und die Aussage nur unwesentlich verändert werden würde.
Außerdem wäre es grammatisch und syntaktisch perfekt und der eigentliche Sinn würde durch Umkehrung erhalten bleiben.
Der Titel "Lenzenwahn" wird in der zweiten Strophe erwähnt, so wäre das als Einleitung in diesem Falle auch klar ersichtlich, so dass jeder weiß, wer "er" in der zweiten Zeile ist.

Lenzenwahn

Auch den letzten Schläfer noch
trommelt er aus seinem Loch;
Maus und Maulwurf werden wach,
Vogelbalz verstärkt den Krach.

...

Na, was meinst du?

Ein Frühlingsgedicht, das mir in seiner Kürze sehr gut gefallen hat. .. .


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten