Thema: Du mein Leben
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Alt 04.05.2014, 16:59   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Frage

Hi, Narvik!

Auf Sprachmelodie lege ich immer den allergrößten Wert. Natürlich müssen Metrik, sprich Takt und Reimschema auch stimmen, aber ich finde, die wahre Poesie der Sprache, ihre Macht über den Lauschenden, ihre innerste Magie lebt im Timbre der gewählten Klänge, in der Andeutung der Lautmalereien, den feinen Details der richtigen Vokale und Konsonanten.
Ein Beispiel:
Vermeide bei getragener Stimmung alle schroffen oder hellen, schrillen Klänge. Also möglichst keine Worte mit vielen "i"s, keine harten Verschlußlaute (t,k,p,..), keine Zischlaute.
Dagegen verwende möglichst viele Worte mit "a", "o" oder "u", weiche Klänge mit vielen Konsonanten wie "d", "g" oder "b".
Achte auch auf die übergeordnete Melodie: Gleiten die gewählten Worte sacht ineinander über? Wichtig ist ein obstruktionsfreier Verlauf der Sprache. In den Sätzen müssen die richtigen Begriffe an der richtigen Stelle Betonung finden, um Stimmung und Dramatik sowohl von Sprachklang wie auch Inhalt perfekt zu koordinieren, ja - zu orchestrieren. Rilke ist der Großmeister dieser Kunst - mein ewiges, unerreichbares Vorbild!

Vielen Dank für dein Interesse!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.05.2014 um 00:51 Uhr)
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