Liebe Chavali,
eine berührende Geschichte erzählst Du hier... auch mich beschleicht immer ein Gefühl von Traurigkeit, wenn ein gesunder Baum gefällt wird, einfach deswegen, weil er irgendwem 'im Weg' ist.
In Deinem Text war es ein Sturm, Mutter Natur hatte das erste und auch das letzte Wort.
Handwerklich gibts kaum was an Deinem Text auszusetzen, allerdings meine ich, die vorletzte Zeile 'rauschen wird ein andrer deine Lieder'
sollte die Schlusszeile sein.
Nach diesem starken und vor allem so versöhnlichen Statement wirkt
'Deine Äste skrupellos entlaubt'
vom Zusammenhang mit oben abgetrennt und dann als letzte Zeile wieder drangehängt.
Mein Vorschlag wäre, alle Strophen in den umarmenden Reim zu packen, der mM nach auch sinnbildlich prima geeignet wäre für das so ausladende und beschützende Astwerk und Blätterdach eines großen Baumes.
Mit 'stürzt' hat sich eine Zeitdiskrepanz eingeschlichen. Die Korrektur in 'stürztest' ginge in einem Aufwaschen.
Eine Erdnuss noch: die 'großen Zweige' finde ich sprachlich nicht so prickelnd.
Vllt 'schlanken' ?
Oder: Stolz erhobst du deine starken Zweige...
oder: Himmelwärts erhobst du deine Zweige....
Und guck mal... was meinst Du zu der Umstellung?
Regen nährte deine weite Krone,
grüne Blätter glänzten wundersam,
feste Erde hielt einst deinen Stamm,
an den Wurzeln grüßte Anemone.
Stolz erstarkten deine großen Zweige,
bis ein Sturm sie gnadenlos zerbrach,
Blätter fielen abertausendfach.
Lebensmut ging augenblicks zur Neige.
Stürztest wurzellos gebrochen nieder,
deine Äste skrupellos entlaubt,
deines Seins erbarmungslos beraubt.
Rauschen wird ein andrer deine Lieder.
Sehr gern gelesen und mich damit beschäftigt.
PS: jetzt bin ich schon wieder da, weil ich noch was vergessen hatte, was ich Dir vorschlagen wollte:
'festes Erdreich' würd mM nach einen Tick eleganter kommen.
So.... nun mach ich mich aber endgültig vom Acker...
LG von Lailany