Thema: Beharren
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Alt 31.05.2014, 18:27   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Larin!

Wenn ein Volk ein Getöse macht, wissen wir natürlich, dass sie von Plitikern oder religiösen Indoktrinatoren verhetzt wurden, und wir wissen auch, dass sich sicher nicht alle an solch wütenden "Massenprotesten" beteiligen, bei denen man wieder nach dem Mittelalter schreit, bloß weil man es gewöhnter ist als ein allzu "neues" Weltbild.
Die Hassprediger setzen jede Änderung zugunsten einer zeitgemäßeren, zivilisierteren Denkweise mit einem direkten Angriff auf Volksidentität, Tradition und Glaube gleich - und das leider sehr erfolgreich bei den vielen bildungsfernen Gemütern in besagten Ländern.

Eine Anspielung auf Religion - die ja, wie wir wissen, ein williger Mittler und probates Transportmittel solcher Grausamkeiten ist - habe ich mir also aus zwei Gründen verkniffen:
Zum einen ist ein Glaube ja nur ein Rechtfertigungsgrund für solche Beharrer: "So steht es im heiligen Buch, und überhaupt, wir wissen besser, was Gottes Wille ist - und er will, was WIR wollen!"
Zum anderen böte eine Erwähnung religiöser Hintergründe in solch einer Anklage diesen Gemütern einen willkommenen Grund, Stimmung gegen die Vernunft zu machen, und zwar mit dem Vorwurf, den heiligen Glauben (undsoweiterblablabla...) untergraben zu wollen, was sofort auch viele Zweifler solcher Methoden wieder "auf Linie" brächte, weil sie leider nach wie vor an die Existenz eines Gottes glauben (wollen)!

Mir steigt es bei so einem Steinzeitverständnis von Religion immer sauer hoch. Aber ein Gott ist hier im Grunde nur Ausrede und Rechtfertigung. Es geht um Macht - und die Befriedigung des Bedürfnisses danach. Macht des Mannes über die Frau. Macht des Priesters über die Gläubigen. Und es geht um die aufgeblasenen Egos solcher Machtmänner, die sich verletzt fühlen, wenn jemand ihre Macht gefährdet oder zu hinterfragen wagt.
Grausame Gesetze sind eine Frage der Gewohnheit. In der Vergangenheit waren Menschenleben wenig wert, und Gewaltherrscher festigten ihre Regentschaft mit drakonischen Strafen. Man kannte es nie anders, also nahm man es für gerechtfertigt hin. Heutige Hassprediger stammen entweder aus Kulturen, die immer noch in solchen soziokulturellen Steinzeitstrukturen verhaftet sind, oder sie sind soziopathische Komplexhaufen, die dieses simple Schwarzweiß-Denken gekonnt ausnützen, um die Menschen in ihrem Sinne - nämlich wiederum, um Macht und Einfluss zu gewinnen - manipulieren. Bin Laden war so einer.
Ob es jetzt um Abschlachtung der Ungläubigen allgemein oder Säureangriffe auf "unwillige" Frauen in Indien geht, ob um Frauenbeschneidung in Afrika oder Kinderverstümmelung (auch minderjährigen Dieben hackt man nach der Scharia eine Hand ab...), ob um öffentliche blutige Hinrichtungen in Fussballstadien oder Sippenhaftung - all das sind Versuche, das Gewohnte zu bewahren, mit dem man sich Jahrtausende sozusagen wohlgefühlt hat - zumindest jene, die das Sagen hatten!
Auf uns, die wir in - vergleichsweise unglaublichem - Wohlstand und stabiler staatlicher Sicherheit aufgewachsen sind, ist so ein Denken unverständlich und es stößt uns ab. Aber die Tünche der "Zivilisation" ist dünn: Vor nicht mal 300 Jahren hat man in Europa noch Kinder als Hexen verbrannt oder für den Diebstahl einer Kartoffel grausam hingerichtet. Wer "Glück" hatte, wurde bloß in die Kolonien verschleppt und sah seine Heimat nie wieder! Unzählige - auch Kinder - schufteten bis ins 20. Jahrhundert hinein bis 16 Stunden täglich in Fabriken und Bergwerken ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen, und kaum einer regte sich auf, wenn immer wieder mal ein paar dieser Sklaven umkamen!
Das rechtfertigt oder relativiert natürlich nicht, dass sich manche Irre in muslimischen Kreisen heute ebenso unempathisch zeigen und fanatisch gegen alles wettern, was ihr Althergebrachtes gefährden könnte. "Boko Haram" am Arsch, sage ich da mal gepflegt - solche Typen gehören sofort an die Wand gestellt und abgeknallt! Mag sein, dass ich mich dadurch "auf eine Stufe" mit diesen Psychos begebe - aber dazu stehe ich! Das sind nur brutale Räuberbanden, das sind Vigilanten der schlimmsten Sorte, die sich hinter religiösen Ansprüchen verschanzen, um ihre Lust am seelenlosen Morden zu rechtfertigen! Und wofür? Wieder nur für Macht über andere! Für mich haben solche Menschen, die sich - aus welchen Gründen auch immer - das Recht herausnehmen, andere zu töten, zu verstümmeln und zu unterdrücken, nur um ihre persönlichen Ziele zu erreichen, ihr Daseinsrecht nachhaltig verwirkt.
So schließt sich der Kreis: Eine brutale Welt gebiert brutale Menschen! Ein Teufelskreis, der noch viele Prediger der Vernunft das Leben kosten wird!


LG, eKy
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