Thema: Wahnwitz
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Alt 22.07.2014, 19:21   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Walther!

Ein gutes Gedicht. Die rhythmischen Hebungswechsel verleihen den Zeilen eine hypnotisch beschleunigende Note, intensiviert den Sprachfluss.

Die Anordnung in Sonettstruktur ist sehr ungewöhnlich und gewagt, zumal die Terzette so gegenläufig geordnet sind. So wär's auch gegangen:

Der Schreck kennt keine Glieder Komma oder Punkt fehlt am Zeilenende.
Er fährt in sie, um sich in ihnen wohl zu fühlen.
Da haben wir es wieder.
Das Klo ist vollgekotzt: Du darfst jetzt runterspülen.
Das Naserümpfen gestern:
Du hast geglaubt, du wärest safe und sakrosankt. "heil" statt "safe". Anglizismen wirken flapsig, allgemeinsprachlich.
Das Dasein ist ein Western:
Doc Holiday ist kurz an Größenwahn erkrankt
Und schießt aus allen Rohren. Wortwiederholung "schießt" mit Folgezeile. "knallt" als Alternative?
Die Löcher, die er schießt, sie ziehen weite Kreise.
Die Angst stinkt aus den Poren.
Im Spiegel dort der Mann hat eine riesen Meise: "Riesenmeise" gefiele mir besser, NR hin oder her. "Der Mann im Spiegel dort..." klänge melodischer.
Die Welt ist nicht verloren!
Das Schiff ist bisschen leck geschlagen und sinkt leise. "etwas" statt "bisschen", dann würde auch kein "ein" fehlen.

Der Text mutet dadaistisch an, surreal wie ein Gemalde von Dali. Das hat seinen eigenen Reiz. Gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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