HI, Sy, Dana!
Das Gedicht richtet sich im Grunde gegen die (arrogante und/oder unsäglich dumme) anthroposophische Weltsicht, der zufolge der Mensch Mittelpunkt und Maß aller Dinge sei. Menschen mit dieser Auffassung meinen, das ganze Universum gäbe es NUR wegen ihnen, ob nun von einem Gott geschaffen, um die Gläubigen zu prüfen, oder weil man überzeugt ist, dass nirgends sonst Leben existiert - intelligentes, wohlgemerkt, denn alles andere machen wir uns ja untertan...

Im Gleichnis ist das der Tropfen, der glaubt, die Welt existiere nur, damit der Regen fallen kann, er also sein Tropfenleben leben darf, weil er nur die Tropfen um sich herum erkennt und alle anderen Zusammenhänge nicht sieht noch durchschaut.
Die Tropfen sind Ausgelieferte, Getriebene des Windes, "aus allen Wolken gefallen" - wie tröstlich muss da der Gedanke an einen gütigen Schöpfer sein, der dem Ganzen Sinn und Ziel verleiht, auch über den unausweichlichen Aufschlag auf dem Boden hinaus.
Tatsache ist aber, dass die Existenz der Tropfen das Ergebnis physikalischer Abläufe ist, und dass der Welt/dem Universum egal ist, was sich so ein Tropfen beim Fallen denkt.
Dies alles ist natürlich als Gleichnis auf die Existenz des Menschen gedacht, der sich wie der Tropfen verhält und inbrünstig nach einem übergeordneten Sinn in seiner Existenz sucht, wo meines Erachtens aller Wahrscheinlichkeit nach nie einer war und nie einer sein wird. Bestenfalls der, den sich der "Tropfen" während seines "Falls" selbst gibt, gleich ob wahr oder falsch - was immer das dann für die Tropfen in seiner Umgebung bedeutet.
In diesem Punkt bleibe ich persönlich lieber bei empirisch Beweisbarem, sprich dem nächstmöglichen uns begreiflichen Substitut von Wahrheit. Irgendetwas zu glauben, nur um Trost zu schöpfen, mich also selbst zu betrügen, bloß um mich behütet oder gar überwacht zu fühlen, ist meine Sache nicht.
Vielen Dank für eure Gedanken!
LG, eKy