Thema: Zum Horizont
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Alt 09.08.2014, 00:58   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Sy!

Ein gelungenes Sonett für einen ersten Versuch!
Meine Tipps:


Wir werden bald zum Horizont verreisen - Der Bindestrich hier wäre lieber ein schlichter Punkt. Hat er gesagt - ich hab's genau gehört!
Libellen fliegen und die Würmer fressen,
es ist der Lauf der Dinge, wir vergessen.
Wo wir uns finden, wird sich noch erweisen.

Verwandelt dann als Vogel oder Eisen - Tier und Metall als Alternativen für leicht und schwer? Nun, das Eisen ist wohl dem Reim geschuldet. Leichter nachvollziehbar: "Verwandelt dann zu Feder oder Eisen -"
ganz unerheblich wird es, sich zu messen. Muss der Bindesrich am Ende von Z1 sein? Sonst könnte man den Satz elegant fortführen: "wird es ganz unerheblich, sich zu messen."
Die Menschenseelen werden unterdessen Wäre ein "Wir Menschenseelen..." hier nicht klarer?
im Nebel langsam umeinander kreisen.

Das Dasein findet seine Lebensbahnen,
durch tiefes Wasser, Feuer, Luft und Erde,
und auch, wenn wir nichts voneinander ahnen,

sind wir durch alle Zeiten fest verbunden, Hier wäre ein Punkt besser, oder?
das Schicksal formt uns Wesen neu: Ich werde - Der Bindestrich hier ist völlig überflüssig.
mit dir das Erdendasein neu erkunden.


Dana sprach von "verwirbelten" Gedankengängen. Ich würde es eher als sprunghafte Bildsprache bezeichnen, gespickt mit dynamischem Symbolismus.
Manche Bilder sind schwer in den Kontext einzuordnen, dem man als Leser zu folgen versucht.

Gehen wir das mal logisch durch:

Ein LyrIch spricht einen potentiellen Lebenspartner an, den es erst noch kennenlernen wird, ohne zu wissen, wann genau und wo, von dem es aber jetzt schon zu wissen glaubt, dass er der einzig Richtige sein wird.
Gleich nach diesem Kennenlernen wird zum Horizont verreist.
Dazwischen wird mittels fliegenden Libellen und fressenden Würmern an die Vergesslichkeit der Menschen erinnert (HÄH???). Was wurde denn im Zusammenhang mit dieser Partnersuche vergessen? Und was haben Libellen und Würmer damit zu tun???

Die 2. Str. erscheint dann völlig kryptisch. Plötzlich, nach einer seltsamen "Verwandlung", auf die nicht näher eingegangen wird, von einer Erklärung ganz zu schweigen, erscheint es unerheblich, sich zu messen (Messen sich Verliebte? - Oder geht es hier nun plötzlich um die Menschen im Allgemeinen? Falls ja, ein nicht nachvollziehbarer Gedankensprung.)
Ein Nebel kommt auf (Gleichnis für das Vergessen oder das Jenseits?), in dem Menschenseelen umeinander kreisen. (HÄH???) Und zwar "unterdessen" - unterdessen was? Der Reise zum Horizont? Dem Vergessen? Dem Finden des Richtigen? Der ominösen Verwandlung? Des Sichmessens? - Es fehlt jeglicher Bezug für dieses "unterdessen".

Die Terzette beschreiben die mannigfaltigen Lebenswege der Menschen entlang der 4 Elemente und deuten Seelenwanderung an oder zumindest eine starke Veränderung durch die Ereignisse eines Lebens (Bis hin zum "Vergessen"?). Mit dem Richtigen aber sei man durch alle Zeiten (oder Leben) hinweg verbunden, auch wenn man es nicht bewusst wahrnimmt.
Zuständig dafür sei das "Schicksal", das die Menschen neu formt. Etwas schwammig...
In der Conclusio dann der Ausblick auf das neue Leben mit dem gefundenen Seelenpartner: Aufbruch in eine neue, gemeinsame Existenz, die dazu befähigt, die Welt aus einer ganz anderen Perspektive wahrzunehmen.

Du siehst, den Terzetten konnte ich Sinn und inhaltliche Stringenz zuordnen (Hoffentlich lag ich einigermaßen richtig...). Bei den Quartetten ist mir das nicht gelungen. Zu sprunghaft, zu "seltsam" oder gar völlig unverständlich die gewählten Bilder. Da musst du mir schon helfen.

Gleichwohl ist deine Sprache schön und lyrisch - man liest sie gerne, auch wenn man das Ausgesagte nicht oder nur teilweise versteht.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (09.08.2014 um 01:09 Uhr)
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