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Alt 15.08.2014, 00:00   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard So manche Nächte...

So manche Nächte ging ich durch die Straßen,
wenn all die Menschen schon zu Hause waren,
sah dort sie älter werden mit den Jahren,
und wie sie immer noch beisammen saßen.

So manche Nächte fand ich mich im Lauschen,
verspürte Leben, das ich nie besaß,
war sein Verschweigen und sein Übermaß
und wollte meine Nacht mit keinem tauschen.

So manche Nächte sprachen mir von Wunden,
von kleinen Kriegen in der großen Stille,
dem süßen Kuchen mit der bittren Pille,
daran nicht Zeit noch Lebensglück gesunden.

So manche Nächte stöhnten unter Schmerzen:
Ein Kind war krank, eins wurde krank gemacht,
und beide weinten leise in die Nacht:
Das eine starb. Das andre starb im Herzen.

So manche Nächte waren unbescholten,
so manche andre aber tauschten Küsse,
als ob die Liebe dämmernd enden müsse -
und beides hat dem Morgen nichts gegolten.

So manche Nächte fand ich kein Erbarmen,
in vielen aber wuchs die Seele groß
und wusste endlich wieder sich im Schoß
der ganzen Menschheit und in ihren Armen.

So manche Nächte klärt sich unser Leben
in goldnen Bildern aus erhellten Räumen,
die durch das Glas mit allen ihren Träumen
dem Träumer draußen erst den seinen geben.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (15.08.2014 um 00:02 Uhr)
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