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Alt 25.08.2014, 09:27   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Nordland XVII -XX

17) Im Nebel

Wie ist die Luft von Dunst erfüllt,
der langsam aus dem Meere steigt!
In Nebelschwaden eingehüllt
hat abends sich der Fjord gezeigt.

Verschwunden scheint die klare Sicht,
verlorn in Nebelbänken.
Das andre Ufer sieht man nicht –
du kannst es dir nur denken.

Wie schauerlich die Möwen schrein,
die unser Boot umschwirren!
Zerbrechlich kann das Leben sein.
Ich fühl mich plötzlich sehr allein,
hab Angst mich zu verirren.


18) Hafenblick / Bei Skjervoy

Möwenküken auf dem Dache,
wo ist eure Frau Mama?
Wollte sie des Nachts noch fischen –
warum ist sie denn nicht da?

Ach, wie müsst ihr kläglich piepsen,
eng gekuschelt, dicht an dicht,
denn die Sonne hinterm Hügel
wärmt euch ja nun leider nicht!

Es wird Zeit für euch, zu fliegen,
Zeit, dass ihr es endlich lernt,
zu bestehen, zu obsiegen!
Doch ihr seid noch weit entfernt,

euer Leben zu bestreiten.
Doch Mama kommt jetzt mit Fisch.
Na, dann lasst das Flügelbreiten,
das kommt alles noch, zuzeiten!
Schnabel auf – und geht zu Tisch!


19) Havoysund

Im Niemandslande vorm polaren Meere,
wo Stürme eisig um die Felsen pfeifen,
wird alle Landschaft still und ihre Leere
lässt sich beinah mit bloßen Händen greifen.

Nur ein paar Häuser stehen dort am Hange,
du kannst sie spielend an den Fingern zählen,
und jedes einzelne schmiegt eng und bange
ans nächste sich und würde diesem fehlen.

Im Niemandslande vorm polaren Meer,
befährt ein Postschiff täglich seine Runde
und trägt von ferne, was grad Not tut, her,
und bringt den Menschen von da draußen Kunde.

Das Leben geht auch hier gewohnten Gang,
bescheidner nur und ohne die Allüren,
die eitle Menschen zeigen voller Geltungsdrang,
weil sie das Wesentliche nicht mehr spüren.

Doch hier, von Wind und Wellen aufgezehrt,
bleibt nichts mehr dir als nacktes Überleben!
Und endlich fügt der Mensch, der bockig aufbegehrt,
sich dankbar ein und atmet frei und gottergeben.


20) Königin der Lüfte

Wer lehrte dich so meisterhaft zu gleiten,
als hielte dich Magie allein am Schweben,
kein Senken deiner Flügel und kein Heben –
und dennoch kannst du unser Schiff begleiten?

Kein Flattern und kein wildes Um–dich –Schlagen,
so ziehst du pfeilschnell mit gelassnen Gesten.
Nur wenn du gellend schreist, spürt man am eh’sten,
was es wohl kostet, dich vom Winde tragen,

von seinen Böen dich berührn zu lassen,
gewärtig seiner unverhofften Launen.
Ich stehe an der Reling, kann nur staunen

und dieses Wunder, das du bist, kaum fassen.
Du bist die Königin des Meeres, ihm zur Seite,
und meine Blicke folgen dir ins Weite…..

PS: Ein herzliches Dankeschön an meinem Dichterkollegen Erich Kykal, der mit hilfreichen Vorschlägen den gesamten Zyklus "Nordland" redigiert und begleitet hat.


Für Neugierige:http://www.gedichte-eiland.de/album.php?albumid=35
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (06.09.2014 um 10:34 Uhr)
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