Thema: Fukushima
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Alt 29.08.2014, 03:03   #4
Nachteule
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Hallo syranie,

zum ersten Satz von Hollorith sage ich mal jein, dem ersten Teil von GinTon kann ich schon eher zustimmen.
Was mich etwas an dem Gedicht stört ist die Tatsache, dass du deine Metapher erklärst. Ich bin der Meinung, sie müssen sich selbst erklären. Klar kann man Hinweise streuen, aber das tust du eigentlich schon dadurch, dass du als Titel "Fukushima" wählst. Dann kommt zwar nicht jede Nuance raus, aber man denkt mehr über das Thema nach.
Interpretatorisch würde ich etwas weiter gehen, als es ginTon tut. Ich würde sagen, der Anlass geht in die Richtung, dass in Japan zum einen die Höchstgrenzen für Strahlen so angepasst wird, bis es scheinbar nicht mehr gefährlich war, dort zu leben. Und wenn ich mich recht erinnere, kehren die Japaner auch wieder zur Atomkraft zurück, obwohl sie über die Gefahren inzwischen recht bekannt sein sollten... das Licht wäre dann die Atomkraft, der die Menschheit, zumindest in Teilen der Welt, nicht ausweicht, obwohl sie weiß, dass sie sich die Flügel daran verbrennen.

Aber nun etwas mehr zum Gedicht:
Das Reimschema, das ich mal kurzerhand als halben umarmenden Reim bezeichnen würde und der zwischen den Motten und Menschenstrophen quasi umkehrt, gefällt mir. Allerdings wiederholst du den fliegen-Reim am Ende, was mir nicht wirklich gefällt. Vielleicht findest du einen passenden Reim/Vers mit "schwiegen" oder "wiegen"?
Um auf Nummer sicher zu gehen: Beim Metrum habe ich das Gefühl, dass deine einzige Intention war, ein alternierendes Metrum zu haben? Oder habe ich da etwas übersehen? Jedenfalls ist dies nur bei S2V3 anders. Falls ich dabei nichts falsch verstanden habe, würde ich "an dem" schreiben.

Den zweiten Vers solltest du m.E. per Komma mit dem dritten verbinden, da sonst die folgenden keinen Sinn ergeben.
Statt Genen würde ich in S3V2 eher "Instinkten" schreiben, da das fachlich richtiger wäre.
Dass es nicht das Feuer sondern die Helligkeit ist, wäre mir da weniger wichtig. (zwischen dem sie (ich würden ein "an" anfügen, zumal es sonst eigentlich metrisch XxXX gelesen werden müsste) und dem Ausrufezeichen ist ein Leerzeichen zu viel.)
In S4V2 würde ich dann "im" schreiben. Kann aber sein, dass das "aufs" sprachlich in deiner Heimat passt oder überall außer in Schwaben...
Im letzten Vers sehe ich zwar, dass du den zweiten wiederholen möchtest, aber er klingt m.E. nicht wirklich rund. Wie wäre es mit "wie die Motten fliegen"? Ist zwar auch nicht perfekt, aber besser, wie ich meine.

So, das sollte vorerst, als erste Eindruck genügen.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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