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Alt 11.09.2014, 20:59   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Standard Fensterblick zum See

Fensterblick zum See

Wie viele Bilder wirst du mir
im Laufe meiner Stunden malen?
Ich schaue oft, sehr oft nach dir
und unterschätze sie in Zahlen.


Mal liegst du spiegelhingegossen
auf breiter Fläche unberührt,
kaum, dass ich staunend dich genossen,
entsteht ein neues und verführt,

dich nicht mehr unbewacht zu lassen.
Ein Schwan zieht lautlos seine Bahn,
damit die Augen nicht verpassen,
dass stiller noch ein Fischerkahn

im Schatten ruht, um nicht zu stören.
Ein Rabe löst sich aus dem Baum
und Blätterrauschen ist zu hören.
Vom Windeshauch, man spürt ihn kaum,

erzittern kleinste Silberschuppen,
verwischen Ufers Doppelwald.
Am Himmel funkeln schon in Gruppen
die ersten Sterne, und Gestalt

bekommt des Vollmonds goldne Kugel,
als ob die Wolke ihn gebar.
Drum malt er in der Stille Jubel
aus Sternenstaub, so wunderbar

inmitten Wassers Kräuselketten
zum Elfentanze einen Steg.
Macht Wald und Kahn zu Silhouetten,
ein schwarzer Schwahn quert seinen Weg.

Im Dämmerschlaf, noch feierlich,
bewegen trunken in der Schwärze
Gedanken schon zum Morgen sich
im Flackerlicht der Abendkerze.


Im Dunst der dichten Nebelschwaden
hört meine Welt am Fenster auf;
und doch fühl ich mich eingeladen
und stelle mich dem Bilderlauf.

Noch schnell den Kaffee in den Becher,
denn draußen schält sich blass behaucht
ein Sonnenstrahl hinaus, der frecher
mit jedem nächsten wird; er braucht

den Siegeszug der ganzen Sonne,
der von den Vögeln aufgeregt
erwartet wird zur Morgenwonne,
bis ihre Glut das Lärmen fegt

in eine unbewegte Stille.
Die Wasserfläche glitzert, blendet;
zu einem Strich wird die Pupille
und sieht die Wolke, die es endet.

Denn unbesiegbar im Gefolge
erlischt des Morgens Glut und Glanz.
Ein Jeder, wo er sein mag, sorge
und füge sich dem Donnertanz.

Im Spiegelglatt und Wellenschlagen
reichst du mir immer nur ein Schild,
das mir in Bildern fortgetragen
vom Fenster lächelt süß und mild.

Und dennoch bleiben ungezählt
der Tage Ruhm in Jahreszeiten,
wo jede Kleinigkeit sich wählt
in Bilder der Unendlichkeiten.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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