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Alt 02.10.2014, 20:00   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

jetzt schleiche ich schon eine ganze Weile um diesen Text und euren Austausch herum, weil ich nicht wusste, ob ich mich als Kerl in ein solches Frauengespräch einbringen sollte.

Nun habe ich mich doch entschlossen, mich mit ein paar Worte einzubringen.

Schon der alte Schopenhauer hat gesagt, dass sich ein Charakter niemals ändere.
Er kann sich nicht ändern, denn er ist so, wie er ist.
Aber er ist lernfähig und kann sein Verhalten anpassen, wenn er erkennt, dass sein bisheriges Gebaren nicht zum Erfolg führt.

In vielen Fällen aber, wo Gefühle wie die Liebe oder das, was man für Liebe hält, dazukommen, ist eine Definiton für diesen Erfolg nicht immer klar zu treffen.

Was will man wirklich und was ist man bereit, dafür zu zahlen.

Es heißt ja nicht umsonst, Liebe bedeutet Nehmen und Geben.

Bei allen anderen Dingen des täglichen Lebens achten wir sehr darauf, nicht übervorteilt zu werden. Ständig entstehen Verträge mit anderen Menschen (schon wenn man einkauft, mit dem Bus fährt etc.), bei denen wir möglichst gut abschneiden wollen.

Bei Liebes- und Partnerschaftsangelegenheiten aber geben wir uns immer betont selbstlos, da von Vertrag zu sprechen, käme uns nie in den Sinn.

Zudem glauben wir immer, unsere Liebe sei das höchste Gut auf Erden und der Partner müsse dankbar sein, dass er sie von uns bekommt.

Nun habe ich die "Liebe" auch schon öfter kennengelernt und ich muss sagen, manche "Lieben" waren mehr als bedrückend.

Diese Bauchliebe ist ein ganz besonderes Phänomen, denn wenn man fasziniert ist von einem potentiellen (ich habe jetzt extra nicht "potenten" geschrieben ) Partner, dann übersieht man gerne manches, was man an anderen durchaus negativ bemerkt.

Ich würde sagen, nach ca. vier Jahren hat es sich zum größten Teil herausgestellt, wie der andere tickt und ob man damit umgehen kann.
Der Rest erledigt sich nach dem siebten Jahr.
Wenn beide bis dahin überwiegend positiv zurückblicken können, haben sie es geschafft, wenn nicht, sind Probleme vorhanden, die wahrscheinlich schon länger schwelten.

Dann muss sich jeder selbst darüber klar werden, was er wirklich will, und welchen Preis er tatsächlich bereit ist, dafür zu bezahlen.
Das ist ein knallhartes Geschäft und Abwägen, denn schließlich geht es um nicht mehr und nicht weniger als das eigene Leben.

Und dieses Leben kann nur jeder für sich selbst ändern.
Die Ängste sind groß, weil das Gewohnte bedroht ist und eine ungewisse Zukunft winkt.

Doch wie wir alle wissen, geht das Leben immer weiter, bis es irgendwann von selbst endet.

Vor einer Bindung kannst du dir so viele Gedanken machen, wie du willst, wenn diese Bindung erst zustande gekommen ist, stellt sich diese Frage gar nicht mehr.

Es ist auch immer ein Versuch, ein gewagtes Experiment mit ungewissem Ausgang.

Und wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist und man die Chance hat, etwas zu ändern, dann sollte man das tun, denn mit jedem Tag, der verstreicht, wird der Faden kürzer.

Also bleiben solche Fragen auch immer ohne Antworten. Diese finden sich nur in der eigenen Welt.


In diesem Sinne gern gelesen und klug mitbesenft...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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