Hi, Dana, Thomas!
Ein lyrisches Experiment (für meine Verhältnisse

), inspiriert von Rilke, und zwar von diesem Text:
GEBET
Ernster Engel aus Ebenholz:
Du riesige Ruh.
Dein Schweigen schmolz
noch nie in den Bränden
von Büßerhänden.
Flammenumflehter!
Deine Beter
sind stolz:
wie du.
Der du versteinst,
du über den Blicken beginnender
König, erkiese
dir ein Geschlecht,
dem du gerecht
erscheinst,
saumsinnender
Riese.
Du, aller Matten
Furchteinflößer,
Einer ist größer
als du: dein Schatten.
Auch wenn ich inhaltlich als Nichtgläubiger nicht übereinstimme, so hat mich der Text doch tief beeindruckt, folgt er doch ganz seiner eigenen Melodie - sozusagen atavistische Lyrik. Es ist kaum ein Schema zu erkennen, und doch rastet jedes Wort dort ein, wo es soll, bewegt dynamisch ein größeres Ganzes in einer ganz der Sprache selbst zugewandten Harmonie, die sich an den Inhalt schmiegt, ihm folgt, ihn hegt und befördert, ganz eins in allem, mit sich und dem frei fließenden, nur dem eigenen Rhythmus folgenden Strom der Worte. - Wunderbar...
Vielen Dank für eure positive Auseinandersetzung. Dana - nein, als humorig habe ich es nicht gemeint, aber von Fettnäpfchen kann keine Rede sein.
Ich meinte es eher so:
Das sinnende LyrIch lauscht in die Nacht und "fühlt" das Werden und Weh der Welt unter dem Leuchten der Sterne. Der gesunde Menschenverstand hindert es, sich darin zu verlieren, allzu Großes zu wollen, zu werden, sich zu verlieren im gewaltigen Spiel der Dinge: Je größer die Wünsche und das erstrebte Glück, desto wahrscheinlicher das Scheitern und der Verlust.
Das Lyrich fühlt sich also nachts in die Welt hinaus, wie eins mit sich und der Welt, und seine Seele will sich hinaussingen in diese Gewaltigkeit, will sich selbst verwirklichen, den eigenen kleinen Funken zu einer Flamme singen, die ein Zeichen setzt: Ich bin hier! Ich bin ein Teil von alledem! Seht mein Licht!
LG, eKy