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Alt 20.10.2014, 01:06   #3
AAAAAZ
Wortgespielin
 
Registriert seit: 18.07.2014
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Hallo Eky,

depressive Stimmungen kennt jeder, und die hast du in gewohnter Manier gut und plastisch umgesetzt und dargestellt. Kopf hoch Junge, das wird schon wieder, nach Regen kommt Sonnenschein.
Einer echten Depressionen, vielleicht noch assoziiert mit Suizidalität oder Psychosen ist natürlich zunächst einmal viel schwerer beizukommen, und bedarf unbedingt professioneller Hilfe. Das tröstliche ist das Licht am Ende des Tunnel, wenn die Psychotherapie und Medikamente endlich greifen.
Depressionen und Kunst scheinen nicht nur bei Malern oft Hand in Hand zu gehen. Wohl dem Bohemian, der in der Avantgarde den Ausdruck geistiger Freiheit erleben kann und sein Schicksal zu genießen weiß. Ob es die besondere Sensibilität ist, die erst zum Schreiben befähigt und den Schreiberling schutzlos werden lässt, wenn er sich darauf einlässt, oder ob das innere Schwarze Loch durch das Schreiben erst aufgerissen wird, mit der Beschäftigung seiner selbst, vermag ich nicht einzuschätzen.
Zuviel Zeit mit sich selbst? Dispositionen? Zu wenig Anerkennung durch Mum und Dad? Zuviel Zeit zum Nachdenken? Stress durch Misserfolg? Existenzängste? Gesteigerte Selbstzweifel und Kritikunfähigkeit? Zu hohe Erwartungen an sich selbst? Was sind die Ursachen, welche solche Metabolismen im Kopf entstehen lassen?
Ist die Chance bei einer beschissenen Kindheit für das Heranwachsen eines erfolgreichen Autors erhöht.
Es ist schon auffällig, dass H.Heine, Tucholsky, Kästner, Kafka, Hemingway, Büchner, Wilde & Co Depressionen nachgesagt werden, und das sind ja noch lange nicht alle.
Vielleicht hast du neben der Zustandsbeschreibung auch eine Ursachentheorie auf Lager. Die düsteren Gedichte finden ja immer großen Anklang hier, und ich möchte nicht wissen, wieviele User selbst unter Depressionen leiden.
Dass die Beschäftigung mit Gedichten auch immer gleichzeitig eine Nabelschau Beschäftigung ist, die mit den eigenen Befindlichkeiten verbunden ist, lässt sich nicht vermeiden. Somit stellt die Depression eines der großen Themenkomplexe in diesem Forum dar.
Gedichte spiegeln die Welt, spiegeln die Einstellung zur Welt, spiegeln den Geist wieder. Wir haben depressive Zeiten, zweifelsohne. Doch Dichter und Denker haben auch immer wieder Auswege gefunden, und den Zeitgeist nicht unerheblich mit beeinflussen können.
Entweder geht es mit dem Sog hinab, oder von sicherer Entfernung draufgeguckt und erhaben drübergeschwebt.
Das Gehirn wird mit seinem Glückshormon- Belohnungssystem die Realität von der Phantasie nicht zu unterscheiden wissen. Warum sich so mies fühlen, wenn es nach objektiven Kriterien nur Chemie im Kopfe ist. Warum also sich nicht mal ab und zu selbst zum König schreiben, sich auch genauso fühlen und die Chemie wieder zurechtrücken. Das Handwerkszeug haben die depressionsgeplagten Schreiberlinge doch selbst an der Hand. Es muss ja nicht immer in die andere Richtung gehen.
Das sind jetzt natürlich alles sehr unprofessionelle Gedanken zum Thema, aber was willst du erwarten, wenn du deine Fragen zur Depression an die Leser eines Forums richtest.
L.G. AZ
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