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Alt 30.10.2014, 20:44   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Hallo Falderwald,

viele meiner Gedichte tragen autobiografische Züge oder sind durch Erlebnisse in meinem persönlichen Umfeld geprägt, so auch dieses. Es geht nicht um eine unglückliche Liebe, wie man beim Freitod junger Leute annehmen könnte, sondern um Überforderungen im Kranken- und Pflegeberuf. Von meiner Tochter, die einige Zeit dort tätig war, weiß ich, dass das Personal schon im normalen Betrieb über die physischen und psychischen Grenzen belastet wird. Hinzu kommt, dass von dem Personal erwartet wird, dass es auch außerhalb der Beschäftigungszeiten jederzeit per Handy für Notfälle erreichbar sein muss, was schon fast die Regel ist. Außerdem ist es so, dass selbst Neulinge oft ohne gründliche Anleitung zu Tätigkeiten gezwungen werden, für die sie nicht die Qualifikation haben. Leider haben sich die beiden, von denen hier die Rede ist, nicht ihren Angehörigen anvertraut, so dass es schließlich zu ihrem Freitod kam. In meinem Gedicht musste ich weitere Einzelheiten verschweigen, weil es sonst allzu persönlich hätte werden müssen. Bei der Bezeichnung "Zum letzten Hieb" handelt es sich um ein Gewann in einem Friedwald.

Ich gebe zu, das Thema ist eine schwere Kost und ich wollte eigentlich auch kein Shake-Sonett daraus machen, aber die Verse haben sich wie von selbst so gefügt.

Ich habe an anderer Stelle dem Gedicht die obige Erläuterung hinzugefügt, wollte aber mal sehen, ob es auch ohne verstanden wird. Deine Analyse bestätigt Letzteres. Vielen Dank dafür. Die Geschichte liegt schon einige Jahre zurück, geändert hat sich im Pflegebereich nichts. Das Personal ist weiterhin überfordert und schlecht bezahlt. Inzwischen werden schon Kräfte in China angeheuert. Heute habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen über so eine Chinesin, klein und zierlich, die sich schwertun wird, mit der Pflege der meist größeren und oft korpulenten Patienten zurechtzukommen.

LG Fridolin
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