Hi, Faldi!
Bitterböse, das! Aber gut - und so treffend!
Es ist - wie meist - eine Frage des Standpunktes: Für manch einen mag das, was dir hier als Schwäche oder Trägheit gilt, eine positive Eigenschaft sein!
Benehmen und Rechtschaffenheit (S1Z1) sind ohne Zynismus betrachtet durchaus erstrebenswert - bedenkt man die jeweiligen Gegenteile!
Auch Z2 sagt nichts Schlechtes aus.
Statt "opportun" in Z3 könnte man "anpassungsfähig" schreiben - und schon klänge es positiv!
Die Phrase "Wert im Geist" in S2Z1 erscheint mir etwas schwammig. Die ganze Formulierung ist unklar, da es auch heißen könnte, dass der Angeklagte nur
geistig gegen
Norm und Wert verstößt - und was genau, so oder so betrachtet, ist dieser "Wert"?
Auch S3 beschreibt eigentlich erstrebenswerte Attribute für ein erträgliches soziales Miteinander. Die Folgestrophe relativiert diese aber sarkastisch und unterstellt Spießertum und kleinkarierte Buchstabentreue, also geistige Unbeweglichkeit.
Wie gesagt - eine Frage des Standpunktes! Natürlich verstehe ich deine Intention, aber so wie du sie umsetzt, zwingst du dem Leser die hier gestellten Fragen und Schlüsse quasi auf:
Was IST denn nun richtig oder falsch? Ist der Angesprochene im Recht, und der Autor unterstellt böswillig niedere Motive, oder ist es umgekehrt, und der Autor ist ein aufrechter ironischer Mahner vor Obrigkeitsgläubigkeit und Kleingeistigkeit?
Wie - zum dritten Mal - gesagt: eine Frage des Standpunktes!
Gern gelesen und hinterfragt.
LG, eKy