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Alt 05.01.2015, 13:30   #1
Fenek
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.04.2010
Beiträge: 294
Standard Leben am Abgrund

Ein Jugendlicher schnauft
hoffnungslos in der kühlen Hintergasse.
Bypassverschlingung. Seine
Schicksalshölzchen sind gefallen,
die Füßchen so spitz im Fundament.
Ihm gehört mein Herz.

Er hat sich die Hoffnung, diesen
unbehauenen Klotz Zuversicht,
beim beschwerlichen Aufstieg ins
Übermorgen wiederholt unter
den Füßen weggezogen, damit
er ihn nicht überrollt.

Jetzt ist er angekommen am
Scheiterhaufen der Gescheiterten,
wirft seinen Klotz darauf, löst
den Kienspan heraus, der
viele Strohfeuer in ihm entfachte,
und nun, da er seine Last verbrennt,
erwärmt er sich an dessen
Glut einen Augenblick lang.
Die Hoffnung, sie ist nie frei
von Sorge gewesen. Und jetzt spürt
er des Lebens Leichtigkeit.

Zuversicht gibt ihm erst das
Herz, das ich ihm spende, nach
meinem Absturz vom befeuernden
Gipfel des Hoffens, bevor ich erkalte,
zerfalle zu Vulkanerde, einem
neuen Hoffnungsträger.

Ach, wären der Jugendliche
und ich doch ewig schon wie die
Raupen gewesen, welche
zielstrebig ihren Ast
erklimmen - ohne Hoffnung.
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"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Fenek)

Geändert von Fenek (07.01.2015 um 23:50 Uhr)
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