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Alt 13.02.2015, 09:32   #24
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
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Hallo Claudi,

Zitat:
Saßen jüngst die Freunde der Dichtkunst beim Weine zusammen,
priesen in launigem Reim die Musen, erzählten sich Schnurren.
Einer, der lang geschwiegen, nur nickend zugestimmt hatte,
wiegte nun bedächtig sein Haupt und begann eine Rede:

Hört, Gefährten der Feder, ich will euch von Pega berichten.
Lange regierte dort Pego sein Volk. Der gebildete König
liebte die Künste, die Poesie in Versen vor allem,
aber die Leute von Pega verschmähten den Wohlklang des Reimes.

Pego auf Reisen war oft und gerne im Reimland gewesen,
lernte gereimte Gedichte, Balladen und Oden zu schätzen,
konnte jedoch die heimischen Dichter dafür nicht gewinnen.
Störrisch bekämpften sie alles, was reimte, und spotteten hämisch.
Ich hab mal versucht, bei den folgenden Strophen selber Hand anzulegen:

Schrieben kitschig gereimte Pamphlete gehässig dagegen
traten, als fremde Dichter die Grenzen des Reiches passierten,
diesen wütend entgegen, wie Boten dem König berichten:
›Pego, o König, vernimm, es stehn an der Grenze von Pega

Scharen von reimenden Dichtern, fordern von Pega Asyl.
Wütende Bürger von Pega bereiten uns heftige Sorge,
sehen Reinheit der Dichtung durch Reime aufs Schlimmste bedroht.‹
Sagte drauf Pego, die Stimme zornig erhebend zu ihnen:

›Reinheit der Dichtung?‹, wie dümmlich Schreier dort lauthals skandieren!
Fremde zu schmähen kann doch Peganern wahrhaftig nur schaden.
Konnte nicht Pega fremde Kulturen schon selber bereichern?
Reimende Dichter, ich will sie herzlich und fröhlich begrüßen.›

Also sprach Pego, wandte sich höflich an jene Verfemten:
›Freunde des Reims, ins Königreich Pega gekommene Dichter,
fasset euch, Meister und huldigt weiter der heiteren Dichtung.
Pflanzet drum eifrig, streut Samen auf Beete in lyrischen Gärten.

Wenn dann die fleißigen Immen blühende Verse bestäuben,
mögen euch köstliche Früchte reichlich zur Ernte erfreuen.
Pega, die Feste, beschenkt zur Düngung mit Pegasus Äpfeln.
Fruchtbare Wiesen und Felder belohnen die sorgsamen Gärtner. ›«

Staunend lauschten die Freunde den blumigen Versen des Schweigers,
lobten den Vortrag begeistert und waren weiter begierig,
wollten erfahren, was aus den Dichtern von Pega geworden...
Sprach der Erzähler, sie hätten kunstvoll auch Reime geschüttelt.

»Sahn sich in Pega zunächst die Dichter, die besten gefährdet,
fingen sie an, sich prachtvoll mit Versen die Nester zu formen,
haben Reimer umarmend sich fröhlich bei Festen gebärdet,
fanden gemeinsam dichtend allmählich auch fester zu Normen.

Pego, der König, sah froh des Reiches Gehege erweitert,
hörte noch mehr Touristen nach Pega die Reise erwägen,
hieß es, sie würden von reimenden Dichtern am Wege erheitert,
welche Intresse am Leben in Pega weise erregen.

Pega ist später leider, als Pego gestorben, gesunken.
Viele der Dichter, denen es danach als Sorben gestunken,
suchten das Reimland, zogen auf Wegen nach Mailand. In Hessen
priesen sie singend und klingend gereimt den Heiland in Messen,

bis im Iran, wo sie nervig Klänge von Luren verspüren,
nahe von Gräbern im Sand sich schließlich die Spuren verlieren.

LG Fridolin

Geändert von Friedhelm Götz (15.02.2015 um 07:47 Uhr)
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