Hi, Dana!
Na, da bleib ich lieber bei der heutigen Definition von Poem und Poesie!
Ich hatte ja in einem obigen Kommi schon gefragt: WER leist denn heute noch Walther von der Vogelweide oder andere weit entfernte Dichter?
Wie du sagst: Gebildete, Belesene, Sprachspezialisten. Ich meinte im Gedicht aber eher das literarische Volksgedächtnis. Der Normalbürger und Durchschnittsmensch - und hier sind es ohnehin nur wenige, die sich lyrisch interessieren - müsste sich selbst einen Rilke- oder Goethetext wahrscheinlich mehrmals durchlesen, um ihn vollinhaltlich zu erfassen. Von Schiller oder anderen sprachlich komplexeren Poeten gar nicht zu sprechen. Die wären mit einem Gryphiustext schon völlig überfordert!
Das soll aber kein Vorwurf sein - das ist eben der Gang der Dinge. Alte Sprache ist - für das Volk im allgemeinen - wie ausgediente Kleidung: einst heiß geliebt, aber mittlerweile abgetragen, ausgefranst, mit zuvielen Rüschchen dran oder schlicht zu klein geworden. Man weiß noch, dass man einst gut drin ausgesehen hat, aber man trägt längst andere Sachen.
Nur wir Sprachliebenden stellen diese "alten Kostüme" in den Museen unseres Geistes zur Schau, drapieren sie liebevoll in immer neuen Austellungen und vergessen darüber zuweilen, dass das für die "Leute da draußen" nur allzu oft keinerlei Bedeutung hat.


Ich seh's mit einem Augenzwinkern

und ziehe mich in mein geliebtes Sprachmuseum zurück!
LG, eKy