Im Flüchtlingsghetto
Im Flüchtlingsghetto
Es treten aus den dunklen langen Schatten
Die ersten Wesen an das Mittagslicht.
Man sieht nur große Augen, kein Gesicht,
Die Spinnenarme. Rennen da die Ratten?
Wer durch die Gassen geht, weiß, wo‘s gebricht.
Die Reichen, die nichts zu verschenken hatten,
Verdämmern einsam in den Hängematten:
Denn wer nicht gibt, den gibt es eben nicht.
Ich sehe sie dort stehen, lautlos fragen,
Die ausgestreckten Hände, keine Klagen.
Die Fliegen summen über ihnen, landen
Auf Leibern, die nur Fetzenkleider tragen.
Was will man zu dem Elend Kluges sagen:
Das Wort, das sonst beruhigt, kam abhanden.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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