Gestatte, liebe Claudi, dass ich nochmal nachhake:
Zitat:
Leben und lässt mich nie alt aussehen || dank Zwerchfellgymnastik
Da bist Du auf das besondere Schmankerl in diesen Versen gestoßen. Hier habe ich einen geschleiften Spondeus à la Voss auf ganz moderne (und wie ich fand unaufdringliche Art) probiert. Das Wort "aussehen" wird ja normalerweise auf der ersten Silbe betont. Hier habe ich "aus" als schwere Senkung verwendet. Wohlwollend könnte man also "alt aussehen" lesen, natürlich nur, wenn man solche Spielereien mag.
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Mir geht es nicht um die Betonung von "aussehen", sondern von "nie" oder "alt". Ich stellte mir vor, mehr das "nie" zu betonen:
Leben und
lässt mich
nie alt aus
sehen || dank
Zwerchfellgym
nastik.
Ginge das nicht auch? Du würdest nur den Trochäus vorziehen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich die Beschäftigung mit Hexametern zwar interessant, aber doch etwas frustrierend finde. Hinzu kommt, dass ich als Humordichter eher dem Reim verpflichtet bin und mir die Formenstrenge nicht länger zumuten will. Ich denke, dass Letztere auch der Grund ist, dass Hexameter in der nachklassischen Dichtung kaum noch eine Rolle gespielt haben und in der zeitgenössischen Dichtung erst recht nicht. Die hat ja auch den Reim inzwischen schon weitgehend abserviert. Ein Beispiel ist der Lyriker Jan Wagner, der nächste Woche hier in Fellbach den Mörikepreis der Stadt Fellbach erhält. Sein letzter Lyrikband „Regentonnenvariationen“ besteht nur aus ungereimten Werken, die ich teilweise mehr als in Zeilen aufgelöste Prosa lese.
LG Fridolin