Hi, Stachel!
Grundsätzlich ein schönes Sonett, auch wenn nicht alle "Regeln" exakt befolgt wurden. Heutzutage sieht man das nicht mehr so streng - wenn man denn möchte!
Was mich etwas behinderte: Das Sonett lebt von der Weichheit, vom harmonischen Fluss der Sprache. An so gut wie jedem Zeilenende einen Punkt zu setzen ist da wenig hilfreich.
Auch die unrhythmisch wechselnden Kadenzen stören ein wenig die innere Harmonie:
wmmw mmmm mww mww
Aber das fällt hier eigentlich gar nicht so ins Gewicht wie die vielen Punkte.
Sprachlich gelöst und klar. Bloß S1Z3 und S2Z4 erfordern etwas mehr Mundakrobarik, um sie sauber zu artikulieren.
Ich biete mal eine mit mehr Kommata gestaltete Version mit Korrekturen an:
Du kamst vorbei, um Zeit mit mir zu teilen,
wir saßen, aßen, plauderten den Tag.
(Chavali's Rat hier ist leider falsch - deine Version ist korrekt im Takt.)
Du weißt, wie sehr ich dich hier bei mir mag,
so widme ich dir diese meine Zeilen.
Kein Komma nach "diese".
Den Mantel in der Hand schaust du zurück,
Kein Komma nach "Mantel".
die Arbeit zieht dich wieder von mir fort.
Zurück bleibt mir dein klares, warmes Wort,
und du nimmst auch von mir ein kleines Stück.
Was wir bereden ist nicht immer schlüssig.
Komma nach "bereden" möglich.
Das Wichtigste: Wir müssen die Gedanken,
die wir gemeinsam teilen nicht beschranken.
Komma nach "teilen" - der Einschub wird geschlossen.
Bin ich der dumpfen Welt mal überdrüssig,
vermagst du´s, mich mit Milde zu betanken.
Ich möchte dir ganz herzlich dafür danken.
Ohne Bindestriche besser.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy