Hallo Erich,
spontan gesagt: Es macht richtig Spaß, etwas von dir zu lesen, das kein Sonett werden musste.

Die Abwechslung tut dir gut.
Das Bild, das du zeichnest ist extrem düster. Nach S1 dachte ich zunächst, es würde das Wien zu Beginn der Industrialisierung beschrieben.
Als Touri kennt man die Stadt natürlich von anderen Seiten, aber warum soll es diese Ecken nicht auch geben...
Nicht mit allen Bildern gehe ich konform. Am authentischsten erscheint mir S2. Auch die desolaten baulichen Verhältnisse mögen so sein, aber bei den Menschen machst du es dir (mit dem Scheren über einen Kamm) meiner Meinung nach zu einfach. Armut und Bildungsferne bedeutet (heute) nicht mehr automatisch, dass die Kinder ernst und bleich sind, die Menschen grau und eintönig. Sicher sind eine Menge Menschen desillusioniert (dann aber eher Erwachsene), dennoch gibt es eine eigene (Sub)kultur, die Farbe in ihren Alltag bringt.
Gut, die Frage ist, ob man das alles in drei Strophen unterbringen will, wenn es um "Düsteres" geht. Mir ist auch klar, dass man etwas dicker auftragen muss, eine gewisse Atmosphäre zu erzeugen. Oder siehst du's anders?
Insgesamt ein Stück, das mich (vor allem durch deinen Stilwechsel) zum Kommentieren angeregt hat. Gern gelesen!
lg Bodo