Hi, Stachel!
Was Faldi damit sagen wollte und was auch mir auffliel:
Die Thematik ist nicht das Entscheidende. Rilke konnte ganze Gedichte über eine einzige Rosenblüte, eine Gazelle, einen Apfelbaum, einen Schwan oder eine Hortensie schreiben. Von der Thematik eigentlich nix Besonderes, Pflanzen und Tiere eben - aber die Lyrik macht's! Seine Wortwahl, die Gleichnisse, seine Sprachfindung, der sanfte, fließende Duktus und sein unvergleichlicher Sprachklang machen diese eigentlich banalen Beschreibungen zu Exempeln vollendeter Dichtkunst! Weltbewegend, obwohl nichts Weltbewegendes beschrieben wird!
Dein Sonett hier - sorry to say - liest sich irgendwie eher wie ein gereimter, aber schlecht übersetzter Ikeabauplan für eine "Korblampe Smörre" oder so.
In gestelztem, auf pseudoedel gebürstetem Deutsch ("überdies", "fürderhin", "berühre") wird hier unnötig komplex und eher verwirrend die Nüchternheit eines Beleuchtungsmöbels abgefeiert, die zuletzt durch schwurbelnd umschriebene Elektrizität dem LyrIch zur pathetischen Licht- und Kraftquelle wird.
Das überzeugt nicht. Hier zündet ob der umständlichen Beschreibung kein emotionaler Funke, der den Leser mit dem Text verbinden würde. Das hinterlässt eher ratlos und unbefriedigt.
Aber nicht aufgeben: Übung macht den Meister! (Hättest mal MEINE frühen Sonette lesen sollen!


) Vereinfache die Sätze, finde harmonisch klingende Wortfolgen mit klarem rotem Faden, verliere dich nicht zu sehr in Details und nimm etwas Pathos aus der Conclusio - nicht immer muss ein Werk, um gelungen zu sein, in einer Moral oder einer tiefgründigen philosophischen Weisheit gipfeln! Oft sind kleine Aha-Erlebnisse oder einfach ein schönes Bild zum Ausklang viel geeigneter, sich ins Herz und die Erinnerung der Leser zu senken.
Zuletzt: Ich will dich hier nicht vorführen oder mich selbst erhöhen. Ich schreibe nur ehrlich über meine Empfindungen, damit dem Autor verständlich wird, wie sein Werk - zumindest auf mich - wirkt. Ich hoffe, du verstehst das.
LG, eKy