Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 19.10.2015, 10:58   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Wolo,

es gibt offensichtliche Anzeichen dafür, dass die Aussprache zu Shakespears Zeit nicht ganz der heutigen entspricht. Trotzdem stimmt meiner Meinung nach Agnetas Kommentar, d.h. das Metrum ist "korrekt", mit Ausnahme der von ihr benannten Zeile. Ich denke, man muss "barren" mit dem Ton auf der ersten Silbe sprechen, auch scheint mir der "verbotene Zusammenprall" zweier betonter Silben hier eine gute Wirkung zu tun, Ich sage das so vage als meine Meinung, weil ich mir nicht die Arbeit machen möchte, es zu begründen.

Deine Frage würde ich mit ja, beantworten. Das "Metrum" ist nur die Leinwand, auf die der Dichter seine Verse malt! Was übrigens ein sehr treffendes Bild ist. Stammt es von dir selbst, oder ist es ein Zitat?

Das Metrum wird nur benötigt, damit das "Farbenspiel" des Rhythmus oder der Phrasierung überhaupt in der Sprache "aufgetragen" werden kann. Ist die Leinwand zu grob oder gefaltet oder auf anderer Weise hervortretend, dann schmälert das die Schönheit und den Genuss des Gedichts. Man findet hierin übrigens auch den Grund für den wesentlichen Unterschied von Prosa und Lyrik und auch, warum wirklich gute "freie Lyrik" so schwierig ist.


Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten