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Alt 05.11.2015, 22:43   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Sy!

Der Titel sollte darauf hinweisen, dass die vielbeschworene "kindliche Unschuld" im Grunde nicht existent ist. Was Erwachsene so bezeichnen, bezieht sich einzig auf die Unwissenheit der Kleinen zum Thema Fortpflanzung. Unschuldig sind Kinder nicht mehr seit der allerersten Lüge, als sie lernten, dass Verstellung Vorteile bringen kann und sie fähig sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Erwachsene oder Gleichaltrige - oder gar kleinere Kinder - zu ihren Gunsten zu manipulieren.
Dabei sind sie berechnend und oft genug völlig ungehemmt von moralischen Bedenken, die sie sich einfach noch nie gemacht haben. Und selbst wenn - bald lernen sie, diese zu ignorieren. Nein - unschuldig im engelhaften Sinne sind Kinder nicht mehr, sobald sie gelernt haben, dass Eltern nicht Gedanken lesen können!

Zum Text:
Ich meinte damit, wenn Kinder im Familienkreis alt genug sind und Fragen stellen (Wobei ich zu der Auffassung tendiere, dass die Kinder alt genug für die Antwort sind, wenn sie alt genug sind, diesbezüglich Neugier zu zeigen und Fragen zu stellen. Die Antworten sollten dann natürlich möglichst altersentsprechend formuliert sein), dann sollte man ihnen Antwort geben. Niemals sollte man einem Kind aber die Antwort verweigern mit "Dafür bist du noch nicht alt genug!" oder "Das verstehst du noch nicht!". Am schlimmsten sind die infantilen Ausweicherklärungen - siehe "Bienchen und Blümchen" - erniedrigend für das Kind und beleidigend für seinen Intellekt!

Manche Eltern machen mords ein Gewese darum, so als wäre die heilige Unschuld ihrer "lieben kleinen Engelchen" bedroht - was natürlich ein Blödsinn ist, den diese Art Unschuld ist eine Illusion. Das Kind denkt nicht erotisch, es ist nur neugierig und will verstehen, wie etwas funktioniert. Viele Eltern aber, für die alles nach "Sex" riecht, der - aus religiösen oder anderen Gründen - per se "schmutzig und verderbt" ist, glauben, wenn darüber gesprochen wird, würde es ihre Kinder irgendwie "beschmutzen" und "verderben".

Wer so denkt, verrät mehr über SEINE Probleme mit der Thematik als jene, die er für seinen Nachwuchs befürchtet. Das Kind wertet erst mal nicht. Erst wenn die Eltern "komisch tun" und sich winden, lernt das Kind, das das ein "Pfui-Bäh-Thema" sei - und baut diesbezüglich selbst ungesunde Hemmungen auf!
Ich wurde in der Schule aufgeklärt - aber nicht von Lehrern, sondern von ordinären Mitschülern, die schon "Bescheid wussten". Sex UND Liebe? Nicht die Bohne! Echt, so sollte kein Kind das lernen müssen - es führt zu höchst ungesunden Fehlinterpretationen!

Heute werden Kinder im Schnitt früher "aufgeklärt" als wir - sei es durch Freunde, Medien oder Internet. Eltern tendieren dazu, sich im Zeitpunkt zu verschätzen und reden sich gern ein, gerade IHRE Kinder wären noch völlig unbedarft und unbeleckt, was dies angeht. Weit gefehlt! Seltsam - niemand scheint sich da an die eigene Kindheit zu erinnern, und wie geschickt man den Eltern Unschuld heuchelte! Klar, man wusste wenig und das nur aus x-ter Hand und vom Hörensagen, aber man glaubte sich beschlagen!
Und man lernte rasch, dass die Eltern irgendwie noch nichts davon wissen wollten - und tat ihnen den Gefallen ...

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (11.07.2017 um 10:47 Uhr)
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