Thema: Leihweise
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Alt 30.11.2015, 21:45   #3
Bodo Neumann
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Hallo Nachteule,

ich will nicht gleich mit der Keule in die selbe Kerbe wie Lailany schlagen, obwohl ich einige Dinge ähnlich sehe - aber dazu später.

Zunächst denke ich, dass du diese eher gefühlsreduzierten Verse, von denen ich annnehme, dass du sie bewusst so gewählt hast, in der falschen Rubrik abgeladen hast. Hier herrscht offensichtlich (und nicht zu unrecht) eine andere Erwartungshaltung an Emotionen. Andererseits finde ich gerade auch keine Rubrik, die sich auf Hartherzigkeit spezialisiert hat. Da es schon was mit Gesellschaft zu tun hat, vielleicht dort. Aber da steht ja "Stammtisch" drüber und das trifft es nun auch wieder nicht. Also nehmen wir's einfach mal so hin.

Inhaltlich findet meiner Meinung nach eine Gegenüberstellung von "Liebesmotiven" statt, wenn ich das mal so formulieren darf.
In S1 unterstellt das LI dem LD eher egoistische Beweggründe. (Du willst es schaffen, mein Herz zu erreichen, was bisher nur sehr wenigen gelungen ist. Aber eigentlich nur, weil du damit dein eigenes Selbstwertgefühl stärkst)
In den folgenden "Strophen" (etwas in mir sträubt sich ein bisschen, die Zweizeiler so zu nennen) legt das LI dar, dass es derlei Erfahrung bereits gemacht hat und wie die Geschichten in der Regel ausgehen. Auch dabei ist seitens des LI eigentlich nicht mit großen Gefühlsausbrüchen oder zumindest -regungen zu rechnen, weil es immer noch im Selbstschutzmodus agiert.

Erst in den letzten drei Versen, in denen das LI die altruistische Variante der Liebe durchspielt, da hätte auch ich mir ein stärkeres Aufflammen gewünscht. Durch einen Wechsel zu emotionaler, bildhafter Sprache hättest du vielleicht den Kontrast zwischen den beiden "Motiven" deutlicher machen können.

Formal betrachtet, fällt mir auf, dass du in genau die Leierfalle getappt bist, die ich bei dieser Form befürchtet habe (und die Lailany so galant umschifft ist). Da du nicht ein Enjambement gesetzt hast, bekommen die Fünfheber auf den vielen gleichen Reimenden ein noch schwereres Gewicht und die Leierei setzt ein (subjektives Empfinden). Außerdem scheint das gewählte Reimwort eher ungünstig zu sein oder aber nicht ausgeschöpft in seinen Möglichkeiten.
Die ausschließliche Verwendung von Verben wird schnell öde, zumal sich "heben" und "streben" noch jeweils wiederholen. Ich würde versuchen, andere Wortarten unterzumischen, das lockert oft auf (eben, Reben, neben [fordert zugleich ein Enjambement ein], Beben...)

Dass du ein gutes Gespür für Rhythmus hast, zeigt dein Hinweis auf mein "ausmerzen" im Vogonendings - danke dafür (ich denk drüber nach). Unverständlich ist mir dann aber, wie dir dann sowas wie in V4 durch die Lappen gehen konnte.
Doch ich muss mit ihm für immer leben -
xXxxXxXxXx
Ein Opfer der vielen Einsilber, die Lailany angemerkt hat?

Wie auch immer, danke für die Möglichkeit, mich mal wieder mit Text und Wirkung auseinandergesetzt zu haben. Ich zwinge mich da so selten zu...

lg Bodo
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