Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 02.12.2015, 18:55   #10
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Hallo Claudi,

vielen Dank für deine lobenden Worte, ich habe mich, wie du weißt, da ja auch ziemlich reingehängt. Du wirst dich an den sicheren Mann und die Bilder aus Bebenhausen erinnern.

Deinen Vorschlag mit dem Stabreim greife ich gern auf.

Hi wolo:

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
Naja, ich sagte ja, Syrien ergibt keinen Trochäus, aber es klingt schon ein wenig anders, auch rhyrhmisch anders, als "syrische". Außerdem war mir nicht so ganz klar, weshalb denn da ein Trochäus fehlte. Meines Wissens ist ein Hexameter grundsätzliche eine Abfolge von Daktylen, das hat sich seit Homers Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ eigentlich nicht geändert.
Doch, das hat sich geändert. Lass mich zitieren, was Ferdi zum Bauplan von Distichen sagt:

Ein Distichon besteht aus zwei Versen, einem Hexameter und einem Pentameter. "X" steht im folgenden für eine betonte, "x" für eine unbetonte Silbe. Eingeklammerte (x) bezeichnet Silben, die entfallen können.

Hexameter: X x (x) / X x (x) / X x (x) / X x (x) / X x x / X x
Pentameter: X x (x) / X x (x) / X | X x x / X x x / X

Der eigentlich antike Hexameter besteht im Deutschen aus fünf Daktylen und einem abschließenden Trochäus. Bei den ersten vier Versfüßen kann allerdings eine der unbetonten Silben wegfallen (das jeweils eingeklammerte "x"), so dass an dieser Stelle ein Trochäus steht. Normal ist eine ausgewogene Mischung von Daktylen und Trochäen. Außerdem hat der Hexameter als Langzeile eine Zäsur, die meistens im (nicht: hinter!) dem dritten, gelegentlich auch im vierten Versfuß liegt.

Der gleichfalls eigentlich antike Pentameter besteht im Deutschen ebenfalls aus sechs daktylischen Versfüßen. Allerdings fallen beim dritten und sechsten Fuß die beiden Senkungen weg. Dadurch entsteht zwischen dem dritten und dem vierten Fuß durch das Aufeinandertreffen zweier betonter Silben eine feste Zäsur. Die ersten beiden Versfüße können durch den Ausfall einer unbetonten Silbe (die eingeklammerten "x") zu einem Trochäus verkürzt werden, die zweite Vershälfte hat dagegen immer die gleiche Gestalt.


Seit gut einem Jahr übe ich mich in Distichen und habe die einschlägigen Werke von Goethe und Mörike studiert, letzteren schätze ich als Fellbacher besonders. Alle diese Werke zeichnen sich durch die ausgewogene Mischung von Daktylen und Trochäen aus, wobei Mörike auf diesem Gebiet besonders sorgfältig war und seine Werke mehrfach überarbeitet hat.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
Über die Verwandtschaft der heutigen Syrer mit der vom Stier entführten phönizischen Königstochter lässt sich wohl nicht streiten. Hatte die gute Europa eigentlich Kinder? Ist sie etwa meine Ahnfrau?
Verwandtschaft mit heutigen Syrern schon, aber ihre Nachkommen sind Syrer ja wohl kaum, zur Frage nach ihren Kindern, ja, die gute Europa hatte Kinder mit Zeus Minos, Radamanthys und Sarpedon. Später soll sie den König von Kreta geheiratet haben, deine Ahnfrau ist sie wohl eher nicht.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
Nun, damit ergäbe sich folgende Möglichkeit:

Flüchtling aus Syrien sucht sich Asyl in Europa auf Spuren
jener Verwandten, die Zeus einstmals aus Tyros entführt.
Wäre möglich, aber Claudis Anregung ….Menschen….. gefällt mir besser, vielleicht eine Kombination mit deiner Version:

Menschen aus Syrien suchen: Asyl in Europa auf Spuren
jener Verwandten, die Zeus einstmals aus Tyros entführt.
Schau! nun ziert das Antlitz der Schönen den Zwanziger-Geldschein!
Hältst du ihn gegen das Licht, lächelt Europa dich an.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
Bitte nicht falsch verstehen. Ich fühlte mich durch deine Verse bestens unterhalten und dazu angeregt, mit dieser Vorlage ein wenig zu jonglieren.
wolo
Ja, freut mich.

LG Fridolin
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!

Geändert von Friedhelm Götz (02.12.2015 um 18:59 Uhr)
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten