02.12.2015, 20:28
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#5
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Gesperrt
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Lieber Falderwald,
Hand aufs Herz *allen Mut zusammennehm*, willst du mich heiraten?
Aber nein, ich wäre nicht in der Lage, dir einen adäquaten Antwortbrief zu schreiben...
So, genau so finde ich, müssen fünfhebige Verse geschrieben werden. Man spürt die Länge nicht, der Lesefluss endet nicht jedesmal auf dem Reim, sondern die Reime finden sich im Lesefluss ganz von allein, reichen sich die Hand, lassen wieder los und finden sich wieder - ganz ohne "tätää tätää tätää".
Der in meinen Augen stärkste Teil ist der erste Satz, der über volle 4 Verse geht. Man taucht sofort und unmittelbar in das Geschehen bzw. das Geschehene hinein und wird zum LI. Danach kommt ein Verspaar, bei dem leicht die Gefahr bestünde, ins Leiern zu kommen, wenn das nächste ebenso klar "versabschließend" gestaltet wäre. Hier steuerst du aber mit einem weiteren Enjambement geschickt entgegen (doch hatten ... wir heilig uns). Ebenso im nächsten Reimpaar, bevor wieder ein eher "traditionelles " folgt.
Sehr geschickt (bewusst oder unbewusst) erscheint mir der relativ nüchterne Satz "Nun bist du dort und ich bin hier zuhause." Punkt. Zäsur auf dem ungereimten Versende. Gegen den Strom. Klasse.
Nachdem nun überwiegend positive Dinge genannt wurden, nun noch Punkte, die ich für weniger gelungen halte:
1. Dein Hang zu zentrierten Texten. Ich hasse zentrierte Texte. Sie wirken auf mich immer irgendwie aufgesetzt: "Hier, sehet her, meine Lyrik in zentriertem Text. Als nächstes versuche ich mich in einer eigens für Liebesbriefe liebevoll herangezogenen und großgestreichelten Schnörkelschriftart." So in etwa, verstehst du? Nein? Naja, irgendwas muss ich doch kritisieren...
lg Bodo
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