Thema: Die Wand
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Alt 13.02.2016, 09:18   #2
wolo von thurland
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Das rankt sich wie Jugendstil durch pastellfarbenen Stuck. Stil, nicht Kitsch, weil es einer strengen Ordnung unterliegt und sich auch im Ausdruck und thematisch einer strengen Selbstbeschränkung befleissigt. Ich suche aber noch vergeblich nach einem Schema in der Reimverschiebung von Strophe zu Strophe. Es könnte vielleicht ein Sinn darin liegen, dass die einzelnen Verse in der letzten Strophe sich am stärksten voneinander gelöst haben, eine gewisse Abkühlung, ein Zurücksinken in den Schlaf erfolgt oder auch im Gegenteil die Sehnsuchtsglut so sehr siedet, dass sich die Gedicht-Moleküle trennen...
Naja, was es für mich wirklich lesenswert macht, ist ausser dieser Unsicherheit über den "Schlussstand der Dinge" die völlige Unklarheit darüber, ob da ein Du überhaupt fassbar ist, ob es (örtlich oder ideell) anwesend oder unerreichbar ist, welche Mauern die Fingerspitzen wund machen, welche Wand von welchen Wangen berührt wird....
Bilanz: Ich mag den Jugendstil vor allem, wenn er sich in Ornamentik ergeht, mit Gustav Klimt kann ich weniger anfangen. Dein üppig-schlanker Text erinnert mich an eine sorgfältig geformte und bemalte (Jugendstil-)Blumenvase mit Ranken und Nymphe, welche in meinem Elternhaus stand. Das ist vielleicht ein weiterer Grund dafür, dass es mich anspricht.
Gelesen, gern gelesen, sehr gern gelesen... Such dir was aus.
Wolo
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