Der störrische Hengst
Das Metrum ist ein wildes Pferd,
es lässt sich aber zähmen.
Es bricht gern aus und springt verkehrt,
es sollte sich was schämen.
Der Jambus hemmt den freien Lauf
und auch das Galoppieren.
Nun gehts im Schritt, steigt hinten auf
und lässt sich brav trainieren.
Dann beim Trochäus steigt das Pferd
nur vorne hoch und hinten nicht.
Wer das begreift, macht nichts verkehrt,
und ist bereit für ein Gedicht.
Das Pferd läuft jetzt im leichten Trab,
stets vorne hoch und hinten ab.
Genauso rhythmisch ist sein Lauf,
geht‘ andersrum und hinten auf.
Beim Anapäst, da steigt der Hengst,
vorausgesetzt, dass du ihn lenkst,
beim dritten Schritt erst hoch hinaus,
und ruht sich danach zweimal aus.
Dann beim Daktylus denkt das Tier:
„Beim dritten hoch? Doch nicht mit mir!
Ich spring sofort, ihr werdet sehn
und bleib erst dann für zweimal stehn!
Und nun das Pferd schnell aufgezäumt,
auch wenn es sich noch manchmal bäumt,
Dann irgendwann habt ihrs kapiert,
das wilde Metrum ist dressiert.
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Alle meine Texte: © Sidgrani
"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner«
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