Zitat:
Zitat von Thomas
Obwohl er sich an seinem Selbst berauschte,
gehörte er letztendlich zu den Schafen.
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Hallo Thomas,
über die Form kann ich nichts sagen, mir erscheint sie perfekt... nur diese letzten zwei Zeilen bereiten mir Kopfzerbrechen. Denn in dem Augenblick, in dem sich der Erleuchtete an seinem Selbst berauscht, sprich das Geschenk zum Selbstzweck macht, besteht für ihn nicht nur die Gefahr bigotter Schwärmerei, er hat das Zeug zum Wolf im Schafspelz, Guru, Sektengründer usw., dann nämlich, wenn er andere in seinen vergeistigten Sinnenrausch mit hineinzieht und zu Bewunderern und Anhängern macht, was ihn sehr bald dahinterkommen lässt, welche persönliche Vorteile ihm daraus entstehen. Kennt man ja zur Genüge. Über mangelnde Bodenhaftung jedenfalls braucht er sich infolge seines wachsenden materiellen Reichtums bald keine Sorgen mehr machen, mögen seine "Jünger" noch so brave Schäfchen sein. Zu welchen Schafen aber soll
er dann gehören?
Das geht nicht recht zusammen.
Am klügsten ist ein Erleuchteter zweifelsohne dann, wenn er seine Erfahrung für sich behält. Erstens versteht ihn niemand, der nicht Ähnliches kennt, zweitens lässt sich eine Erleuchtung sowieso nicht in Worte fassen, bestenfalls umschreiben, doch auch dieses "Lallen" geht Welten weit an dem vorbei, was er erlebt hat. Die Wahrheit kann er auch so ungeschminkt sagen, ohne jedoch den Hintergrund dafür in den Vordergrund zerren zu müssen. Genau das aber wird geschehen, wenn er es wem auch immer noch so "privat" zu erklären versucht. Zuletzt wird er es in einen kurzen Satz bündeln, weil er es Leid ist, sich erklären zu müssen. Auch dafür gibt es genügend Beispiele. Nur, zu welchen Schafen gehört er dann? Er selbst hat keine, ebenso wenig passt er in eine Herde, weil ihn ja kein Mensch verstehen kann und er zeitlebens "Außenseiter" bleiben wird.
Auch hier kommt kein Schaf bei raus.
Wenn er aber hingeht und zu den Leuten sagt: Euer analytischer Verstand ist ein Nichts, es gibt da so unendlich viel mehr, als ihr es euch überhaupt vorstellen könnt, auch eure religiösen Praktiken bringen euch da nicht hin, sie stehen euch sogar im Wege... dann ist er weder brav noch Schaf, sondern tendenzieller Provokateur, auf alle Fälle aber für viele ein unerträgliches Ärgernis. Auch dafür gibt es genügend Belege, daraus können unter Umständen Weltreligionen entstehen. Dann wird der Erleuchtete zum Hirten, ist also definitiv kein Schaf mehr, und an seinem Selbst berauscht hat er sich mit Sicherheit nicht, weil er einen teuren Preis dafür bezahlt. Die eigentliche "Strafe" der Erleuchtung. Diese Form des Erleuchteten kann also nicht gemeint sein und fällt quasi weg.
Welche bleibt aber dann?
Sorry, aber ich kann diesen Widerspruch nicht lösen. Für Blendung trifft es zweifellos zu, auch für suggerierte "Miterleuchtung" oder manipulative "Belichtung", die jede Selbstreflexion geflissentlich vermeidet, ja mitunter strikt verbietet... aber Erleuchtung ist nun mal Erleuchtung, also in jedem Falle die höchste Form der Selbsterkenntnis, auch wenn der Begriff gerne für die üblichen Plagiate deformierender Entfremdung herangezogen wird. Vielleicht liegt es ganz einfach am missbräuchlich abwertenden Gebrauch des Wortes, dass sich mir der Sinn Deines Gedichtes nicht so recht erschließt. Ich geh mal davon aus, dass dem so ist.
Gute Nacht

Wozi