Thema: Zur Klärung
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Alt 09.09.2016, 10:09   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Wozi!

Ich habe dir in irgendeinem Kommi schon einmal geraten, was du tun kannst, um zu warnen und dennoch nicht zu verallgemeinern: Zäum das Pferd von der anderen Seite auf! Schaffe Identifikationsfiguren, die unter dem von dir anzuprangernden Unrecht furchtbar zu leiden haben.
Wenn du meine Gedichte wider den Fanatismus liest, wirst du feststellen, dass ich mich meist dieses Mittels bediene: zB "Ein Schicksal im IS" oder "Syrisches Kinderlied 2014".
So erreichst du den Leser nicht nur intellektuell, sondern zudem noch emotional, denn so sind Menschen nun mal gestrickt! Jeder leidet mit den bedauernswerten Protagonisten, und du musst nicht verallgemeinern. Es gibt eindeutig definierte Tätergruppen - oder gar keine Täter, nur das Unrecht an sich wird durch das Schicksal der Identifikationsfigur deutlich.
Niemand muss im Text sagen: Das waren die oder die - und zwar durch die Bank alle und wie sie sind!

Es ist immer problematisch, in Texten wertend zu werden. Der bildungsferne Leser übernimmt oft unreflektiert für ihn passende Gemeinplätze, der intelligente Leser fühlt sich entmündigt und manipuliert.
Die Wertung sollte man immer dem Leser überlassen, so sehr man auch direkt mahnen und auf jemanden zeigen möchte.
Es genügt meist, etwas mit feiner Klinge anzudeuten, als mit dem Vorschlaghammer demagogischer Überzeugtheit wider erklärte Feindbilder zu wettern. Ein schöner Spruch bringt es auf den Punkt:

Es gilt, die Meinungen der Menschen zu respektieren, dann werden sie der Meinung anderer zuhören. Sie belehren zu wollen, ihnen das knatternde Banner der Wahrhaftigkeit um die Ohren zu dreschen wie einen nassen Ausreibfetzen, wird sie abschrecken - alle außer jenen, die ohnehin genau das hören wollten, was auf dem Banner geschrieben steht.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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