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Alt 14.09.2016, 17:13   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Standard Generationenlied (Doppelsonett)

Wir waren abertausend treue Seelen,
und zogen willig aus, uns zu beweisen.
Die ganze Erde würden wir bereisen,
und lachend miteinander Pferde stehlen!

Wir wollten uns dem Leben anbefehlen,
nicht ahnend um die schleichenden und leisen
Gesetze, die ein Schuldnerherz vereisen
bei jenen, die ihr Sündenmaß verhehlen.

Wir waren abertausend gute Kinder
und alle glaubten wir an unsre Tage,
und dass wir große Helden und Erfinder

und selig würden mit den Abenteuern,
die alle gut ausgingen ohne Frage,
als würde unser Glück sie stets erneuern.

Die Zeit verflog, die Jahre schrieben Leben
beflissen in das Buch der tausend Wunder -
wir wurden alt, und manche wurden runder.
Was blieb von jungem Drange und Bestreben

in uns zurück? Die meisten blieben kleben
an irgendetwas, das sie nicht bezwangen,
und konnten nie darüber weg gelangen,
um sich erneut in Würde zu erheben.

Wir haben uns beschieden, bei gesunder
Ernährung und Bewegung zu vergreisen,
als wäre nie ein andrer Geist gewesen.

Das große Wort, das junge Münder schwangen,
gerann in uns zu blankpolierten Gleisen!
Was noch im Fahrplan steht, will niemand lesen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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