Moralapostel
Moralapostel
Wer kennt nicht Einen, der sich lautstark schämt,
Für andere, denn er ätzt gerne fremd.
Das macht er häufig und ganz ungehemmt,
Auch wenn er‘s häufig äußerlich verbrämt.
Man könnte dabei fast die Krätze kriegen
Und kann den Bessermenschen förmlich riechen.
Es schmeckt nach Moralin, dass Fliegen siechen
Und Kakerlaken tot am Boden liegen.
Moral zu predigen, ist eine Sucht:
Sein Zeigefinger bohrt in Decken Löcher,
Wo er sich zeigt, hilft nur die wilde Flucht.
Er kann’s nicht lassen, endlos, noch und nöcher,
Und muss die Bütt besteigen, ist verflucht:
Er hat ja sonst nicht viel in seinem Köcher.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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