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Alt 10.01.2017, 12:44   #10
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Loitz,
bitte dieses sonett nicht persönlich nehmen. da steht man drüber. wer sich angegriffen fühlt, tappt in die ausgelegte falle.

in der tat gibt es viele versuche, die den gemachten vorhalt begründen könnten. ich habe selbst einige dutzend davon geschrieben und stehe dazu. schließlich braucht man die übung, und vielschreiber, davon bin ich einer, produzieren zwangsweise eine menge schrott. in diesem forum steht sicherlich einiger davon aus meiner feder, so what, ist teil des vergnügens.
ich finde den obigen versuch übrigens gar nicht so besonders gelungen. das liegt zum einen daran, das schon S1V4 einfach metrisch nicht zusammengeht, ohne gegen den sprachfluß zu lesen. auch, schlimmer, der satz wird hingebogen, damit das sicherlich starke "honett" sich verdammt noch mal auf "Sonett" reimt. in S2V3 brauchen wir gleich zwei elisionen, damit das metrum hält, was es verspricht, und in S2V4 würde es schon helfen, das "dies" vor dem korsett durch ein "das" zu ersetzen, um eine weitere elision zu vermeiden (das "dies" ist nicht nötig, da ja die ganze zeit vom korsett die rede ist, denn die (alt)kluge klage lautet ja: form killt inhalt).
in den terzetten passiert dann, was immer passiert, wenn die idee nicht weit genug trägt: sie werden schwach. in diesem fall erkennen wir das am logikbruch in S3, in dem zwei nicht verbundene aussagen aus reimatischen gründen in einen gedankengang müssen. was hat, bitte sehr, die beschwerdenlage des sonetters mit ignoranten zu tun? nichts.
das zweite terzett toppt das noch: jetzt werden die ignoranten, hatten wir schon in S3, diese aussage, zu gelichtern, damit's auch dichter sich reimt. ich habe dieses reimpaar schon so oft gesehen (und zu meiner schande auch selbst benutzt, wenn ich über meine mitdichter herzog, weshalb ich mich jetzt am öhrchen ziehe), daß ich das nicht mehr ertragen kann (ich bin auch ein schlimmer finger, was dichterdissen angeht, aber wer von uns ist das nicht, der werfe bitte jetzt den ersten stein).
warum der leser keinen grund fürs lesen findet und warum im letzten vers auf einmal umgangssprache bemüht werden muß, damit die chose auch aufgeht, keine ahnung - sei's drum, die architektur des sonetts ist in schieflage, die sprache und die ausführung sind solala: ein solches satiresonett müßte glänzen, das tut es nicht, es ist mehr als matt geraten und damit eigentlich ein fehlgriff, der der autorin, plumms, auf die füße fällt.

so, ihr lieben, und jetzt laßt uns diese sache abschließen und daran gehen, glänzende sonette zu schreiben. da haben wir alle eine heidenaufgabe, denn das ist richtig schwer. ich weiß, wovon ich rede!

lg W.
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Geändert von Walther (10.01.2017 um 12:55 Uhr)
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